Castendyk,Tom – Sommer,Julius (690)
BJEM-Vorrunde U12, 27.10.2007

Diese Partie ist für Tom erst die zweite mit Turnierbedenkzeit. Sein Gegner bringt hingegen die Erfahrung von über 20 DWZ-Wertungspartien mit.

1.d4 Sc6 2.e4 Sf6 3.Sc3 e6 4.Sf3 Lb4 5.Ld2 0-0
[5…Lxc3 6.bxc3 Sxe4 7.Ld3 Sxd2 8.Dxd2 0-0 9.0-0 ist trotz Bauernverlust durchaus erträglich.]

6.Lc4 De8!?
Ein sehr merkwürdiger Zug, den Schwarz bald bereuen wird. Hier hätte man den Bauerngewinn nach Abtausch auf c3 sicher versuchen sollen.

7.a3 Lxc3 8.Lxc3 d5
[Und wieder 8…Sxe4 ]

9.e5 Se4 10.Lb5 Ld7 11.Lxc6
Da Weiß das Läuferpaar ohnehin nicht halten kann, ist dieser Tausch nicht zu tadeln. Tom hat hier schon die Idee des folgenden Zuges – auch wenn es nicht unbedingt hätte klappen müssen.

11…Lxc6?
[Wir wissen nicht, ob Schwarz die Gefahr für seinen Turm f8 überhaupt beachtet hat. Wenn ja, dann hätte er ihn retten können. 11…bxc6! 12.Lb4 c5 13.dxc5 (13.Lxc5 Sxc5 14.dxc5 mit leichtem Vorteil für Weiß.) 13…a5! 14.Ld2 ]

12.Lb4 Lb5 13.Lxf8 Dxf8 14.Sd2 Sg5 15.Sf3 De7 16.Sxg5 Dxg5 17.Df3 De7 18.0-0-0 Dg5+ 19.Kb1
Nachdem die letzten schwarzen Züge etwas planlos aussahen, konnte Weiß die Entwicklung beenden und sollte nun seinen materiellen Vorteil ausnutzen können.

19…b6 20.h4!
Wir haben eine Stellung mit entgegengesetzten Rochaden vor uns. Da ist der Verlauf der Partie vorprogrammiert: Beide Spieler müssen an dem Flügel angreifen, wo der Gegner rochiert hat. Dazu kann man problemlos die Bauern nach vorne werfen, brauchen sie doch den eigenen König nicht schützen. Diesen Plan setzen nun beide Spieler bemerkenswert konsequent um.

20…De7 21.g4 a5 22.Tdg1 Lc4 23.g5 b5 24.h5
Nun kommt es darauf an, zuerst Linien zu öffnen.

24…b4 25.a4!
[Weiß darf auf keinen Fall Angriffslinien an diesem Flügel öffnen. 25.axb4!? axb4 26.b3 c6 27.bxc4? Schwarz bekommt nun mindestens Dauerschach, aber dafür muss Weiß schon alles richtig machen. 27…Da7 Die weitere Analyse kann man einem Schachprogramm überlassen.]

25…Dd7 26.b3 Tf8!?
Was soll das??

27.Dg3?!
Interessant, dass Weiß den Läufer nicht schlägt. Selbst, wenn die Analyse zeigt, dass man hätte zugreifen dürfen, finde ich diese Entscheidung richtig.
[27.bxc4 Dxa4 28.h6 Natürlich gewinnt Weiß, aber es war sicher richtig, sich dieser Situation nicht auszusetzen.
(Ein (wenn auch sinnloser) Zug wie 28.Dg4 vergibt schon den Gewinn. 28…b3 29.Kc1 (29.cxb3?? Dxb3+ und Schwarz gewinnt.) 29…dxc4 und den Rest dieser brisanten Stellung kann man sich gerne von einem Schachprogramm zeigen lassen.) ]

27…Le2 28.h6
Weiß will Linien öffnen. Vermutlich wäre das aber mit dem g-Bauern besser gelungen. [28.De3 La6 29.g6 fxg6 (29…h6 30.gxf7+ Txf7? 31.Dxh6 ) 30.hxg6 h6 31.Tg4 und nun können die weißen Türme über die f-Linie vorgehen.]

28…g6 29.f4
In dieser Stellung ohne offene Linien ist der weiße Turm kaum stärker als der schwarze Läufer. Weiß muss unbedingt eine Linie öffnen, um die Türme einzusetzen. Der einzige Bauernhebel dafür bleibt auf c3.
[Während der Partie schien mir 29.Df4 deutlich besser. Doch der Charakter der Stellung ändert sich dabei kaum. 29…De7 Er muss natürlich verhindern, dass die Dame nach f6 gelangt. 30.Te1 (30.Df6 Dxf6 31.gxf6 ) 30…La6 31.Te3 und auch hier hat Weiß nur den Bauernhebel auf c3.]

29…c6 30.De3 La6 31.c3! bxc3 32.Dxc3 Dc7 33.Tc1! Db6 34.Kb2!
Der König muss zunächst den b-Bauern schützen.

34…f5??
Natürlich kann sich Schwarz besser verteidigen, aber wohl nie die Stellung halten.
[Den Gegenangriff 34…Tb8 beantwortet Weiß am besten mit 35.Th3 und nach 35…Tc8 36.Dc5 Dc7 37.Thc3 Lb7 verspricht 38.Dd6 Vorteil, z. B. 38…Db6 39.f5 mit dem Hintergedanken, dass die Dame nach f6 gelangen will. 39…Dxd4 (39…Dd8 40.Dxd8+ Txd8 41.fxe6 fxe6 42.Tc5 Ta8 43.Tf1 Ta7 (43…Ta6 44.Tf6 Lc8 45.Tc2 und die Überführung des zweiten Turms auf die f-Linie führt sogar zum Matt.) 44.Tf6 und Schwarz kann nicht mehr alle schwachen Bauern (a5, c6, e6) halten.) 40.fxe6 Df2+ 41.T1c2 Df5 42.e7 ]

35.exf6 Db4 36.Dxb4 axb4 37.Txc6
und Weiß gewinnt nun natürlich leicht.

37…Ld3 38.Txe6 Tc8 39.Tc1 Tf8 40.a5 Ta8 41.Te7 Txa5??
[41…Td8 42.Tcc7 ]

42.Tc8# 1-0