Bild Aus der Jubiläumsschrift von 1974 (III)

Alfred Henke

Ein Blick zurück von einem Mitbegründer

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Das Jahr 1974 ist ein Jahr des 25jährigen Gedenkens der Schachgruppe des Kulturkreises Siemens. Was 1945 zu Ende ging oder in den Jahren danach seinen Anfang nahm, ist Gegenstand der Jubiläumsfeierstunde und Anlaß zur Besinnung auf die zurückliegende Zeit. Die Form des Gedenkens ist nach der Zeit der Mitgliedschaft unterschiedlich. Sie reicht von der Erinnerung der Gründungsmitglieder an ihre ungewissen Stunden nach dem Zusammenbruch bis zu den beeindruckenden Erfolgen der vielen Turniere in den Vor- und Kriegsjahren. Die Wurzeln der Schachgruppe reichen bis weit in die 20er Jahre zurück.

Die Pläne zur Neugründung nahmen schon bald nach dem Zusammenbruch Gestalt an und führten zunächst, da Firmenvereine von der alliierten Kommandantur verboten waren, zum damals nur möglichen Zusammenschluß der Schachfreunde auf bezirklicher Ebene als "Schachgruppe Siemensstadt". Das Werk gelang schneller und besser, als es selbst die Hoffnungsvollsten erwartet hatten. Arbeiter, Akademiker, Selbständige, Handwerker, Lehrlinge, Studenten, Bank- und Polizeibeamte, Schachfreunde aus allen Schichten unseres Volkes führte Reiz und Anziehungskraft des Schachspiels zusammen.

Im Spätsommer des Jahres 1949 wurde die Schachgruppe im Kulturkreis Siemens Wirklichkeit. Die Schachgruppe wuchs schnell auf die stattliche Zahl von 50 Mitgliedern an. Trotz dieser Mitgliederzahl bestand nie eine Chance zur Erringung der Berliner Meisterschaft, es fehlten hierzu die ganz großen Spielerpersönlichkeiten als Mitglieder. Alles in allem haben wir zwar keine herausragenden Siege in der Berliner Schachgemeinde erringen können, doch die Spieler mit ihrem Einsatzwillen und der Name der Schachgemeinschaft sind den 2000 Berliner Schachfreunden trotzdem gut bekannt und haben überall einen guten Klang.

Geselligkeit und Gemütlichkeit waren neben dem Schachspiel die hervorragenden Eigenschaften der Mitglieder der neuen Schachgruppe. Skatabende nach dem Schachspiel oder andere Geselligkeiten förderten und festigten den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe.

Da unser schönes Klubhaus nicht nur zum Schachspielen, sondern auch für Geselligkeiten anderer Art geeignet war, ist es nicht verwunderlich, daß unter den Schachspielern der Gedanke an ein Schachvergnügen in den Klubräumen starken Anklang fand. Es war die Gelegenheit, den Ehefrauen und Familienangehörigen zeigen zu können, wo ihre Männer und Väter jedes Wochenende verbrachten.

Nach meiner Erinnerung lud die Schachgruppe im Kulturkreis Siemens erstmalig am Freitag, dem 9. Januar 1953 zu einem gemütlichen und geselligen Beisammensein im großen Saal des Klubhauses ein. Der Unkostenbeitrag von 3,- DM pro Person, einschließlich Imbiß und Garderobenablage, war so gering gehalten, daß jeder der wollte auch daran teilnehmen konnte. Es kamen über 100 Personen. Bei flotter Musik wurde tüchtig das Tanzbein geschwungen. Sehr lustig war der Abend durch die zahlreichen Einlagen zwischen den Tänzen wie Sauerkrautessen mit Stäbchen, Autorennen, Schlagsahne essen ohne Hilfsmittel und vieles andere mehr bis zur Polonaise. Diese Tanzkränzchen, die wegen des regen Zuspruchs jährlich wiederholt wurden, gingen immer harmonisch aus, leider aber immer zu schnell zu Ende. Die Unentwegten gingen auch nach 1.00 Uhr noch nicht nach Haus, sondern feierten privat weiter.

Nostalgie? Ja! Es wäre aber schön, wenn wir auf diese Art wieder feiern könnten und uns neu als Schachfreunde finden würden.


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Vereinschronik –– Übersicht zur Jubiläumsausgabe 1974