Bild Wülfing Etter (1925 – 1992)

Bild Wülfing Etter ist bis heute der einzige unserer Schachfreunde, dem nach seinem Tode ein eigenes Gedenkturnier gewidmet wurde. Es mag für die Hochachtung seiner Vereinsfreunde sprechen, dass es sogar über die ursprünglich geplante Zahl der Austragungen hinaus fortgeführt wurde.
Unserem Verein gehörte Etter von 1959 bis 1992 an. Nach einer kurzen Unterbrechung, als er für einen benachbarten Verein spielte, kehrte er bald wieder zu uns zurück.
Wülfing Etter hat in vielen Bereichen des Vereinslebens bleibende Spuren hinterlassen.

Der Top-Spieler

Wülfing Etter gehörte immer zu den Leistungsträgern der SG Siemens. Er bestritt 186 Spiele für uns in der BMM und holte daraus – meist gegen starke Konkurrenz angesetzt – nahezu 60% der möglichen Punkte. Unvergessen ist seine Bilanz der Saison 1988/89 mit 9 Punkten aus 9 Runden.

Bild In allen regelmäßigen Vereinsturnieren bewies er sein außerordentliches Können. Als achtfacher Vereinsmeister stellte er einen Rekord auf. Herausragend waren dabei noch seine Titelgewinne 1975 und 1984 mit je 12½ Punkten aus 13 Runden und je 3 Zählern Vorsprung zum Vizemeister. Den Vereinspokal gewann Schachfreund Etter 4x, die Blitzmeisterschaft 2x. Auch Weihnachtsturnier und Blitzcup sehen ihn unter den Siegern.
Bild rechts: Etter bei unserem Jubiläumsturnier 1974 neben Thomas Glatthor. Im Hintergrund Alfred Henke.

Größte Ehre für den Verein legte Wülfing Etter schließlich als Berliner Seniorenmeister 1985 und 1986 ein.

Der Funktionär

Das Wort "Funktionär" passt nun wirklich nicht zu Etters Persönlichkeit. In den Dienst seines Vereins stellte er sich aber dennoch, wenn er gebraucht wurde. 1970 – 1972 war er als Kassenwart für unsere Finanzen verantwortlich. Als Steuerberater schien Wülfing Etter für diese Aufgabe eigentlich prädestiniert und die erhaltenen Belege zeigen uns, dass er sie mit großer Ernsthaftigkeit und Gewissenhaftigkeit wahrnahm. Große Freude wird ihm – blickt man auf die kurze Amtszeit – diese Arbeit nicht gemacht haben. Dazu passt auch eine Notiz, die uns verrät, wie Etter zu seinem Amt kam:
"Hinsichtlich der Wahl des Kassierers bleibt erwähnenswert, dass, nachdem 5 vorgeschlagene Schachfreunde die Annahme der Funktion abgelehnt hatten, der Schachfreund Etter sich nach einigem Zögern und eingeholter Information über den Umfang der zu erledigenden Arbeiten bereit erklärte…"

Sein Metier war offenbar mehr die Praxis. Es gibt noch viele Dokumente, die belegen wie er sich auch über das eigentliche Spiel hinaus Gedanken um die Zukunft seines Vereins machte. Eine Denkschrift Etters über das Verhältnis zum Kulturkreis Siemens führte in den 1970er Jahren sogar zu einer außerordentlichen Hauptversammlung, die seine Positionen weitgehend unterstützte.

Der Trainer

Bild Das Wirken Wülfing Etters Mitte der 1970er Jahre ist mit einem kurzen Aufblühen der Jugendarbeit in unserem Verein verbunden.
Es ist aus heutiger Sicht schwer, das damalige Spielniveau einzuschätzen. Die ausführlichen Schilderungen zeigen aber, dass es Etter gelang sowohl schachliches Verständnis zu entwickeln als auch die Begeisterung für das Spiel bei seinen 12 bis 16jährigen Schützlingen zu entfachen.
In unseren Archiven sind außerordentlich pointiert und unterhaltsam geschriebene Einzelbewertungen erhalten geblieben, auf die wir an anderer Stelle eingehen. Sie belegen auch, mit welchem Engagement Wülfing Etter das Training und die Betreuung der jungen Spieler annahm. Dabei stellte er neben den schachlichen auch angemessene moralische Ansprüche, was zwei kurze Zitate belegen sollen:
"Die Zahl der Jugendlichen hat sich im Geschäftsjahr um diejenigen bereinigt, die nur flach gewurzelt hatten." (1975)
1976 wandte er sich an zwei Jugendliche, die trotz eingehender Förderung durch den Verein einen Turnierstart versäumt hatten: "Es bleibt ihnen anzuraten, ihrem Wort auch Zuverlässigkeit beizugeben, damit ihre Persönlichkeitsentfaltung mit Zutrauen gestützt werden kann."
Wenig später beendete Wülfing Etter sein Engagement für die Jugendarbeit. Aus seinen Zeilen zu diesem Anlass sprach Resignation, nicht das erreicht zu haben, was seinem eigenen Anspruch entsprochen hätte.


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