Endspiel intensiv
Läufer und Bauer gegen Läufer (Gleichfarbige Läufer)

Das Endspiel Läufer und Bauer gegen Läufer mit gleichfarbigen Läufern gehört zum essentiellen Wissensschatz jedes starken Schachspielers. Die Partei mit dem Bauern hat oft reelle Siegeschancen.
Man muss aber um die Wege zum Gewinn wissen und die Ressourcen der Gegenseite kennen. Oft ist auch für den Verteidiger ein erfolgreicher Kampf um den halben Punkt möglich. Schließlich sollte man schon beim Übergang in dieses Endspiel wissen, wie es zu bewerten ist.

Den Anstoß zur Beschäftigung mit der Theorie dieses Endspiels gab die Leistung eines Vereinskameraden. Im entscheidenden Spiel um den Klassenerhalt der Schachfreunde Siemensstadt konnte er seine Partie instruktiv gewinnen und zum Erfolg unserer Mannschaft beitragen. Sehen wir als Einstieg die Endphase dieser Partie.
Vollbrecht – Mätzing, Berlin 2013

Gewinn- und Remis-Strategien für beide Spieler

Um die Erforschung dieses Endspiels haben sich vor allem die Endspiel-Theoretiker Luigi Centurini (1820 – 1900) und Juri Awerbach (geb. 1922) verdient gemacht. Wir wollen uns zunächst einige grundlegende Regeln anschauen, die uns von diesen Meistern gelehrt wurden.

Der Verteidiger hält remis, wenn sein König dauerhaft ein Feld vor dem Bauern besetzen kann

Das klingt trivial – und ist es eigentlich auch: Eine Stellung ist remis, wenn der verteidigende König ein Feld vor dem Bauern besetzt, von wo ihn der Angreifer nicht vertreiben kann.
Lehrstellung I

Die Verteidigung durch "rückwärtige Opposition"

Das vorige Beispiel führt zu einer anderen Verteidigungsidee. Wenn der König kein stabiles Feld vor dem Bauern besetzen kann, so genügt auch eine sehr konkrete Aufstellung in dessen Rücken.
Lehrstellung II

Wenn die kurze Diagonale zu kurz ist, kommt der Verteidiger in Zugzwang

Wir haben – vor allem im einführenden Beispiel – gesehen, dass es oft möglich ist, den verteidigenden Läufer auf die kürzere der beiden in Frage kommenden Diagonalen zu drängen. Es leuchtet sofort ein, dass er – um dort zu bleiben – zwei freie Felder benötigt. Hat er diese nicht zur Verfügung, gerät er in Zugzwang und die Partie geht verloren. Diese elementare Regel wurde nach ihrem Entdecker Luigi Centurini benannt. Seine recht komplexe Studie von 1847 soll uns dies näher bringen. Ich stütze mich auf die sehr instruktiven Kommentare dazu von Jeremy Silman.
Studie von Centurini, 1847


Nachdem wir nun die grundlegenden Verteidigungs- und Angriffsideen gesehen haben, wollen wir noch untersuchen welche Besonderheiten sich auf den einzelnen Linien ergeben.

Bauern auf einer zentralen Linie

Die Bauern auf d- oder e-Linie lassen dem Verteidiger die besten Chancen. Das beruht vor allem darauf, dass die "kurze" Diagonale immer noch lang genug ist, nicht in Zugzwang zu geraten.
Die erfolgreiche Verteidigung – aber auch einige Fallstricke – zeigt folgende Studie.
Studie von Awerbach, 1954

Läuferbauern

Mit einem Läuferbauern hatten wir es schon im einführenden Partiebeispiel zu tun. Sehen wir jetzt Centurinis Interpretation zu diesem Thema.
Studie von Centurini, 1856

Springerbauern

Sehen wir uns hier den klassischen Gewinnweg und eine kuriose Rettungsidee an.
Lehrstellung II
Lehrstellung III

Randbauern

Bei Randbauern ist die Remistendenz noch größer als bei all ihren Kollegen. Es kommen für die schwächere Seite zusätzliche Remis-Potentiale ins Spiel. So kann man das Endspiel mit Randbauern und falschem Läufer anstreben oder einfach unter günstigen Umständen die Läufer tauschen. Bekanntlich ist bei einem Randbauern das Remis ja schon sicher, wenn der verteidigende König in die Ecke kommt oder der König des Angreifers vor dem Bauern eingesperrt wird. Sehen wir zunächst die Demonstration zu letztgenannter Idee.
Lehrstellung IV
Aber auch hier darf man nicht sorglos auf ein Remis vertrauen. Es gibt selbst mit dem Randbauern Stellungen, die gewinnbar sind.
Lehrstellung V




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Thomas Binder, 2013