Erläuterungen zu den Quizfragen

Frage 1

Regel 6.7 der FIDE schreibt vor, dass man die Uhr mit der gleichen Hand betätigt, mit der man auch den Zug ausgeführt hat. Für das Aufschreiben der Züge gibt es hingegen keine Regel, welche Hand zu benutzen ist.

Frage 2

Dein Team braucht nur noch ein Remis zum Mannschaftssieg. Als guter Teamspieler bist du über den Zwischenstand informiert und musst nun sicherstellen, dass mindestens das Remis in deiner Partie erreicht wird. Dazu genügt es, den letzten gegnerischen Bauern zu schlagen. Dann ist selbst bei Zeitüberschreitung die Partie nicht verloren, sondern remis.

Das sofortige Spiel auf Matt wäre im Sinne der Mannschaft viel zu riskant. Selbst bei perfektem Spiel (und bester Gegenwehr) braucht Weiß 7 Züge. Das wird in den verbleibenden Sekunden kaum zu schaffen sein. Wenn aber bei Zeitablauf noch der gegnerische Bauer auf dem Brett steht, geht die Partie verloren.

Ein Remisgebot wäre natürlich auch ein sportlich korrektes Verhalten. Der Gegner wird es aber – im Sinne seiner Mannschaft – ablehnen müssen. Das mag man als unpassend empfinden – vorwerfen könnte man es ihm nicht. Da aber ein solches Remisgebot zusätzlich Zeit kostet, kommt es in dieser zugespitzten Situation nicht in Frage.

Eine Rückfrage beim Mannschaftskapitän (z. B. um den Wettkampfstand abzufragen) wäre zwar prinzipiell zulässig, jedoch darf man dazu nicht die Uhr anhalten und daher scheidet diese Option hier wohl aus.

Frage 3

Das wird oft falsch gemacht. Es muss auf jeden Fall die richtige Figur eingesetzt werden – hier also eine Dame. Wenn keine Ersatzdame in Reichweite ist, darf man sogar die Uhr anhalten und einen Schiedsrichter um Hilfe bitten. Den Grund für das Anhalten der Uhr muss man aber vorher klar ansagen.
Ob der Gegner die neu entstandene Figur gleich schlagen wird, spielt keine Rolle.

Frage 4

Zunächst sei gesagt, dass rein technisch die Voraussetzungen für ein Remis nach FIDE-Regel 9.2 erfüllt sind. Dort ist nur Gleichheit der Stellung (verkürzt zitiert: "gleiche Figuren auf gleichen Feldern, gleiche Zugmöglichkeiten und der selbe Spieler am Zug") gefordert, nicht aber die Wiederholung der Züge. Dass der weiße König mal über g1 und mal über h1 nach h2 gelangt, spielt also keine Rolle. Auch das Einschieben weiterer Züge wäre nicht von Belang, solange wir noch irgendwie wieder in genau diese Stellung kommen.

Das Problem liegt viel mehr in der korrekten Abwicklung des berechtigten Anspruchs. Die Regel verlangt, dass der Spieler die Stellungswiederholung vor seinem Zug ankündigen muss. Wenn man den Zug hingegen ausführt, ist ja nun der Gegner am Zug und es liegt in dessen Macht, einer Stellungswiederholung auszuweichen. Im vorliegenden Fall könnte Schwarz mit Lf8-d6+ einen Zug wählen, der eine neue Stellung herbeiführt und ihm zudem gute Gewinnchancen eröffnet.

Als Faustregel kann man sich merken, dass man mit der Ausführung des Zuges eben auch das Recht auf derartige Remis-Reklamationen abgibt.
Der Herderschach-Trainer erinnert sich übrigens schmerzlich, dass vor vielen Jahren eine unserer Mannschaften durch genau eine solche fehlerhafte Reklamation einen halben Punkt verschenkte.

Frage 5

Der Handschlag zur Begrüßung ist eine uralte Tradition im Schachspiel, der man sich aus verschiedensten Gründen nicht verweigern sollte. Die FIDE hat dieses Ritual zwar nicht in ihre Regeln, wohl aber in die "Richtlinien für das Verhalten der Spieler" aufgenommen. Verweigert ein Spieler die Begrüßung des Gegners auch nach ausdrücklicher Aufforderung, kann er bis hin zum Partieverlust bestraft werden. Dabei wird man freilich die genaue Situation berücksichtigen.
Und falls jemand wirklich Bedenken hat: Die genannte Regelung lässt auch eine andere "sozial anerkannte Form der Begrüßung" zu…

Frage 6

Unzulässig ist nur die letzte der vorgeschlagenen Aufstellungen, weil hier Christina vor Anna spielt, was der gemeldeten Reihenfolge widerspricht. Je nach Ausschreibung des Turniers könnte der Mannschaftskampf komplett als Niederlage für diese Mannschaft gewertet werden oder nur die Partie von Anna, da nur sie "zu tief" gegenüber der korrekten Aufstellung eingesetzt wurde.

Aufstellung Nummer 2 ist zulässig, auch wenn Bastian wegen Krankheit fehlt. Offenbar stehen auch Anna und Emil nicht zur Verfügung. Die Mannschaft gibt in diesem Falle das 1. Brett kampflos ab.

BildZum 2. Teil des Regel- und Verhaltens-Quiz