Ernst,Philipp – Prum,Alexander [B21]
Berliner Schulschachliga 2004/2005 Berlin, 17.01.2005

Philipp spielt gegen einen Gegner, der ihm zumindest 5 Jahre Vereinserfahrung und eine riesige Menge an Turnierpartien voraus hat. Beim AMAP trafen beide ca. 4 Monate zuvor aufeinander, dort hatte Alexander gewonnen.

1.e4 c5 2.d4
Gambit-Spiele sind genau das Richtige für Philipp. Nun ja, wenn man 2 Trainer hat, die beide das Morra-Gambit für die einzig spielbare Eröffnung halten, ist das auch nicht weiter verwunderlich.

2…cxd4 3.c3 dxc3 4.Sxc3 Sc6 5.Sf3 g6 6.Lc4 Lg7 7.Ld2?
Hier schlägt nun noch fehlende Erfahrung durch. Der Zug gehört natürlich nicht ins Morra-Gambit. Er ist nur erklärbar, weil Philipp noch nicht verstanden hatte, dass ein Lg7-Spieler niemals freiwillig auf c3 schlagen wird. [Richtig ist 7.e5 weil man vor 7…Sxe5? keine Angst haben muss. 8.Sxe5 Lxe5 9.Lxf7 Kxf7 10.Dd5+ und Weiß gewinnt!; Spielbar ist auch der Standard-Aufbau des Morra-Gambits 7.0-0 d6 8.De2 Sf6 9.Td1 mit ausgeglichener Stellung.]

7…Se5 8.Sxe5 Lxe5 9.0-0!? Lxh2+?
Schwarz sieht die Möglichkeit, mit einer kleinen Kombination einen zweiten Bauern zu gewinnen. In einer total unentwickelten Stellung packt er zu – das kann nicht richtig sein.

10.Kxh2
Um ehrlich zu sein: Philipp hatte die kleine "Kombi" völlig übersehen und war sehr wohl erschrocken über den Bauernverlust.

11.Kg1 Dxc4
Schauen wir aufs Brett: Schwarz hat 2 Bauern mehr. Aber seine einzige entwickelte Figur droht nichts und wird zur Zielscheibe der weißen Angriffe. Philipp besann sich im richtigen Moment darauf, dass nun nur kompromissloses Angriffsspiel richtig sein kann. Seine Einschätzung wird durch die nachfolgende Analyse bestätigt: Fritz bewertet die Stellung jetzt bereits als klar gewonnen für Weiß!

12.Sd5! Kd8!?
[12…Dxe4? 13.Sc7+ Kd8 14.Te1 Dc6 15.Lf4 d6 16.Sxa8 b5 17.Tc1 ; Die Fritz-Empfehlung lautet 12…Kf8 13.Df3 d6 14.Tfc1 ebenfalls mit weißem Vorteil.]

13.Lc3
[Gut ist auch 13.Df3 f6 14.Tfc1 Da4 15.e5 d6 16.exf6 Sxf6 17.Sxf6 Tf8 (17…exf6 18.Dxf6+ Ke8 19.Tc7 führt bereits zum Matt) 18.Lc3 ]

13…f6 14.e5 Dh4?
Danach ist Schwarz sofort und klar verloren. [Die stärkste Verteidigung war 14…e6 Danach analysiert Fritz z. B. 15.exf6 Dxd5 16.f7 Ke7 17.Lxh8 Kxf7 mit weiterhin klarem Vorteil.]

15.Df3
[Der schnellste Gewinn bestand in 15.exf6 Sxf6 16.Lxf6 exf6 17.Dc2 Über die offenen c- und e-Linien fallen die weißen Schwerfiguren ein. Gegen die Mattdrohungen gibt es keine brauchbare Verteidigung.]

15…f5 16.e6! Sf6
[16…dxe6 17.Lxh8 exd5 (17…De4 18.Dxe4 fxe4 19.Sc3 ) 18.Dxd5+ Ld7 19.Tad1 Da4 20.Dxg8+ Kc7 21.Dxa8 ]

17.Tfd1
[Sehr schön gewinnt auch 17.Lxf6 denn auf 17…exf6? folgt das überraschende 18.Da3 mit undeckbarem Matt]

17…Te8
verliert schnell. Aber Schwarz ist in allen Varianten ohne Rettung. [17…De4 18.Dxe4 fxe4 19.exd7 Lxd7 20.Sxf6 exf6 21.Lxf6+ ]

18.Sxf6
[Zu teilweise schönen Mattbildern führt 18.La5+! b6 19.Sxb6 Tf8 (19…Kc7 20.Sxd7# ; 19…axb6 20.Lxb6# ) 20.Sxd7+ Ke8 21.Sxf6+ exf6 22.Dc6+ Ke7 23.Dd6+ Ke8 24.Dd8# ]

18…exf6 19.exd7 Lxd7 20.La5+ Kc8
[20…b6 21.Dc6 Ke7 22.Lb4+ Kf7 23.Txd7+ Kg8 24.Dd5+ Kh8 25.Df7 Dh6 26.Dxf6+ Kg8 27.Df7+ Kh8 28.Lc3+ Te5 29.Lxe5+ Dg7 30.Dxg7# ; 20…Ke7 21.Da3+ Kf7 22.Txd7+ Kg8 23.Db3+ Kh8 24.Df7 Dh6 25.Dxf6+ usw.]

21.Tac1+ Lc6 22.Dd5
[22.Txc6+ Kb8 (22…bxc6 23.Dxc6+ Kb8 24.Dc7# ) 23.Lc7+ Kc8 24.Lg3+ bxc6 25.Dxc6# ]

22…De4
Immerhin eine Mattdrohung. Wenn Weiß die Damen tauschen müsste, wäre das Schlimmste überstanden.

23.Dd7+!
Schwarz gab auf. Er wird im nächsten Zug matt gesetzt. Auch wenn Philipp nicht immer den schnellsten Gewinnweg gefunden und Schwarz einige Male hartnäckigere Verteidigungen ausgelassen hat: Die Partie war für Weiß nie in Gefahr. Der konsequente Angriff musste immer zum Gewinn führen. 1-0