Berliner Meisterschaft 2022 – 1. Vorrunde

Bild Schon bei der Wahl der Vereins-Aufenthaltsräume bewiesen die Organisatoren diesmal ein feines Gespür, zumal wir diesen Raum ja auch schon beim sehr erfolgreichen Herbst-Open belegten. In den Vorrunden der Berliner Meisterschaft überzeugten dann vor allem die Vertreter unseres Partnervereins aus Siemensstadt. Selbst deren guter Auftritt wird freilich noch von dem Ergebnis übertroffen, mit dem Coco gegen die versammelte Jungen-Elite in der Klasse u16 brillierte. Sie gab in sieben Runden nur einen halben Punkt ab und kannte auch trotz bereits feststehender Qualifikation in der Schlussrunde keine Gnade.

u16: Uladzimir in seinem Element

Bild Bild Neben Cocos überzeugendem Sieg ragt in der u16 vor allem die Steigerung von Uladzimir (Foto rechts) heraus. Er bezwang serienweise Gegner, die bisher meist deutlich vor ihm platziert waren. Mit einem DWZ-Zuwachs von fast 200 Punkten nähert sich nun auch die Wertungszahl seiner aktuellen Spielstärke an. Wenn "Ula" die Eröffnung schadlos überstand, musste uns um sein Ergebnis nicht bange sein. In der Schlussrunde gelang dies leider nicht mehr, sonst wäre er sogar in die Nähe der Finalplätze gekommen.
Im nebenstehenden Partiebild hat die Gegnerin – bei allerdings ohnehin nachteiliger Stellung – gerade sorglos ihren König von d2 nach e2 gezogen. Ich muss dem Leser wohl nicht erklären, wie unser Spieler die Partie jetzt effektvoll entschied…
Siemensstadts zweiter Vertreter (Jonathan) musste leider nach dem ersten Wochenende erkrankt aussteigen. Zwei Remisen aus den ersten vier Runden hätten noch alle Optionen für ein starkes Turnier gelassen.

Recht weit an der erhofften Endrunden-Qualifikation vorbei schlitterten diesmal Joachim und (in der u14) Jakob. Sie werden (hoffentlich) eine zweite Vorrunden-Chance bekommen und sind dann sicher in besserer Form.
Auch Daria konnte nicht ganz an frühere Ergebnisse anknüpfen. In ihrem Fall trügt jedoch das Tabellenbild etwas, da zwei Niederlagen zum Schluss (ausgerechnet gegen Uladzimir und Joachim) bei einem Schweizer-System-Turnier immer besonders ärgerlich sind. Duc Minh und Laurenz blieben etwa im Rahmen der Setzlisten-Erwartung. Vor allem Laurenz hat aber in letzter Zeit im Training und bei offenen Turnieren schon gezeigt, dass er auch weiter oben gut mitspielen kann. Als Mutmacher aus dieser Meisterschaft nimmt er den schwungvollen Sieg in Runde 1 gegen einen deutlich höher eingestuften Spieler mit.

u18: Thore ganz stark

Bild Blicken wir gut zwei Wochen zurück: Da mussten die AG-Leiter mit den sprichwörtlichen Engelszungen – ok, wer die Herren kennt, weiß, dass das Bild etwas schräg ist – auf Thore (Bild links) einreden, um ihn überhaupt zur BJEM-Teilnahme zu bewegen. Selbstzweifel und schulisches Pflichtgefühl ließen ihn mit dem großen Zeitaufwand hadern. Nach den sieben Runden der Vorrunde freute er sich geradezu gelöst über eines seiner besten Turniere. Neben den überzeugenden Gewinnpartien standen selbst in den letztlich verlorenen Spielen gute Ansätze. Die Zeitnotdramen früherer Jahre sind auch längst vergessen. Ein satt dreistelliger DWZ-Zuwachs ist der verdiente Lohn.
Das souveräne Remis in der Schlussrunde gegen Anna Gutmann weckte beim Beobachter sentimentale Erinnerungen. Vor fast fünf Jahren erlebte ich einen der dramatischsten Krimis der Herderschach-Geschichte, als Daniel Lewin im direkten Duell um den Turniersieg im Winter-Open 2017 auf die gleiche Gegnerin traf und noch einen halben Punkt brauchte. Die heutige Punkteteilung von Thore war vergleichsweise entspannt erspielt.

Das Ergebnis von Kai entspricht nicht ganz den am Brett gezeigten Partien. Er wird mit vier halben und einem ganzen Punkt "Remiskönig" aller Vorrunden, und in fast jeder Remispartie war zwischenzeitlich (deutlich) mehr drin. Meist war dann die Zeiteinteilung missglückt, so dass im entscheidenden Moment eben Bedenkzeit fehlte, um die kritischen Varianten zuverlässig durchzurechnen.
Noch unglücklicher lief es für Sophie, die diesmal ohne Gewinnpartie bleibt. Gerade ihr Ergebnis zeigt aber, dass das Niveau der BJEM-Vorrunden in den oberen Altersklassen enorm angezogen hat. Noch vor ein paar Jahren kam man bei den "Großen" ganz ohne reguläre Qualifikationen aus, jetzt haben wir vollwertige und gutklassige Turniere erlebt.


Bericht und Fotos: Thomas Binder