Großes Jugend-Winter-Open 2022

Auch das Große Winter-Open musste noch immer unter den schwierigen Bedingungen der Corona-Pandemie ausgetragen werden. Unsere Delegation war schon im Vorfeld davon betroffen, mussten doch mit Viktor und Alexander zwei aussichtsreiche Spieler passen. Wir sind dankbar, dass uns dennoch wieder ein Turnierstart ermöglicht wurde und wir endlich die Erfahrungsrückstände der letzten zwei Jahre ausgleichen können.

Juri gewinnt den Silberpokal

Bild Nach seinem starken Auftritt beim Herbst-Open gehörte Juri (Foto rechts) mit der höchsten DWZ des ganzen Feldes zu den Favoriten. Dieser Rolle wurde er durchaus gerecht. Er gewann seine beiden ersten Partien sicher, darunter gegen den späteren Tabellendritten. In Runde 3 traf Juri auf seinen Teamgefährten Ziyi. Die Partie endete nach irrationalem Verlauf mit einem schnellen Sieg.
Am zweiten Tag gewann er zunächst eine sehr aufregende Partie. Beide Spieler verzichteten auf die Rochade und spielten kompromisslos auf Königsangriff. Für den Beobachter sah der gegnerische Angriff deutlich gefährlicher aus, doch ließ der Spieler wohl die letzte Konsequenz vermissen, und Juri drehte das Spiel noch zum Erfolg. So gab es ein echtes Finale zwischen den beiden DWZ-stärksten Spielern. Hier kam Juri wieder nicht zur Rochade, weil er statt des bescheidenen Vorbereitungszuges Lf8-e7 einen aktiveren Platz für den Läufer suchte. So geriet der König schnell in einen entscheidenden Angriffswirbel, und der Turniersieg ging diesmal verdient nach Kreuzberg.

Schwarzer Sonntag

Bild Laut Wikipedia ist "Schwarzer Sonntag" der Titel eines amerikanischen Thrillers. Ganz so grausam war es für die Zuschauer am Schachbrett heute nicht, aber die Folge ärgerlicher Niederlagen an diesem Tag war schon etwas gruselig.
Zudem begann der Tag mit der Nachricht, dass Zhenja gesundheitlich angeschlagen ist und am zweiten Tag nicht mehr antreten kann. Schade, er hatte das Turnier der u12 mit zwei Punkten begonnen und war in Runde 3 aus vorteilhafter Stellung noch auf die Verliererstraße geraten, als man bereits merkte, dass er nicht mehr ganz fit war.
Die verbliebenen Spieler stellten leider reihenweise in sehr guten Stellungen Schwerfiguren ein. Die Ursachenforschung wird uns noch einige Zeit beschäftigen. Die Fehler passierten in der Regel erst nach längerem Partieverlauf, deuten also auf nachlassende Konzentration bei anstrengenden Partien hin.

Aus dem Kreis der Herderschach-Vertreter kamen nur noch Valerii und Peter auf mehr als 50%. Valerii gewann am Sonntag zwei Herder-interne Duelle durch böse Einsteller der Gegner. Er kann eigentlich noch deutlich mehr, als in diesen Tagen gelang. Peter hat sich gegenüber dem Herbst-Open um einen Punkt verbessert. Der beobachtende Trainer war vom Gewinn an schachlicher Substanz durchaus angetan. Platz 6 in der u12 ist sein bislang bestes Ergebnis.

Bild Jan D. (Foto links) hatte einen guten ersten Tag, nahm dem späteren Turniersieger das einzige Remis ab. Dabei stand Jan zunächst schlechter, gewann dann einen Turm und hätte das Endspiel sogar noch gewinnen können. Die Qualität seiner Partien hat sich gegenüber den letzten Turnieren deutlich verbessert, leider verdarb auch bei ihm mindestens ein Dameneinsteller die Übernahme dieser Qualität in die Turniertabelle. Einen satten DWZ-Gewinn kann Jan auf jeden Fall verbuchen.

Auf jeweils zwei Punkte kommen Ziyi und Jan Sk. Ziyi gibt dem Trainer einige Rätsel auf, weiß man doch um sein hohes schachliches Potential. Ärgerlich und unverständlich zugleich waren die elementaren Einsteller in seinen beiden Partien am Sonntag.
Ganz anders bewerte ich das Ergebnis des jüngeren Jan (Foto rechts). Er hat einen riesigen Leistungssprung gemacht, der sich nur noch nicht in zählbaren Punkten ausdrückt. Seine Partien sind hoch kompliziert, und er nimmt sich viel Zeit für weitreichende Berechnungen. Sein Spiel sprudelt nur so von Angriffsideen. Das wird sich sehr bald auch am nüchternen Ergebnis ablesen lassen.

Konstantin gab sein Turnierdebüt und hat bei seinem ersten Auftrittt in der Open-Szene viel gelernt. Er musste schon in der gut besetzten Klasse u14 antreten. Er und seine Mitstreiter leiden besonders schmerzhaft darunter, dass das Berliner Schulschach in zwei Jahren Corona-Pandemie völlig zum Erliegen gekommen ist und auch weitere Turnierangebote rar gestreut waren. So fehlt ihnen die bewährte Möglichkeit eines behutsamen Leistungsaufbaus über punktgenau ausgewählte Turnierstarts. Jetzt ist (hoffentlich) die Zeit gekommen, diesen Rückstand aufzuholen. Das geht nur, wenn man sich auch schweren Herausforderungen stellt. Wer das so mutig und entschlossen tut wie Konsti, der wird auch gestärkt in die nächsten Turniere gehen.


Bericht und Fotos: Thomas Binder