Jugend-Oster-Open 2022

Erneut bot das Team der Berliner Schachjugend im Rahmen der Einzelmeisterschaften ein hochwertiges offenes Turnier für engagierte junge Schachspieler an. Es rundete ein aus Sicht des Hauses "Herderschach" unvergessliches langes Wochenende ab. In diesen Tagen konnten sich fast 30 Schachtalente unserer AG in jeweils passenden Wettkämpfen mit der Konkurrenz messen. Das Jugend-Open bot dabei anspruchsvolle Spielbedingungen, die zum Erwerb bzw. zur Verbesserung einer Wertungszahl des Deutschen Schachbundes geeignet waren. Etwas ungewohnt waren vielleicht die Bedenkzeit (30 Züge in 60 Minuten + 30 Minuten nach der Zeitkontrolle) und das selten so konsequent ausgereizte Altersspektrum vom u10-Zwerg bis zum Studenten.

Bild Bild Uladzimir und Thore in den Top-Ten

Unsere beiden 1400er erfüllten die Erwartungen und konnten sich gegenüber der Setzliste leicht verbessern. Platz 5 und 9 sind achtbare Ergebnisse. Allerdings wird in einem Feld, wo man selbst zu den Favoriten gehört, natürlich jeder Fehltritt böse bestraft und kann einigen DWZ-Verlust bedeuten.
Uladzimir (Foto links außen) verlor in Runde 2 etwas überraschend, kämpfte sich dann aber wieder in die Spitzengruppe. In der Schlussrunde traf er am ersten Brett auf den Top-Favoriten. Ein Sieg hätte ihn sicher auf das Podium gebracht, vielleicht sogar nach ganz vorn. Doch die Partie gegen den klar überlegenen Arthur Orlowski ging recht drastisch verloren.

Punktgleich mit "Ula" landet auch Thore (Foto links innen) auf einem einstelligen Tabellenplatz. Zwei Niederlagen am Samstag und Sonntag spülten ihn aber zunächst in untere Tabellenbereiche, so dass sowohl Buchholz-Wertung als auch DWZ-Bilanz nicht seinem Anspruch gerecht wurden. Sogar das längst überwunden geglaubte Zeitnotgespenst ließ sich wieder blicken – und sei es beim Nachdenken über das gegnerische Remisgebot…

Bild Juri und Viktor weiter auf dem Weg nach oben

Bild Es macht einfach nur Freude, zu sehen, welche Entwicklung Juri (Foto links) im letzten Jahr genommen hat. Fünf Punkte in diesem Turnier sind ein neuer Schritt nach vorn. Das manifestiert sich auch im höchsten DWZ-Zuwachs aller Teilnehmer, wobei gleich zwei 100er-Schritte übersprungen wurden. Dabei bleibt Juri immer ruhig und geht auch nach Erfolgen mit seiner eigenen Leistung kritisch ins Gericht. In der letzten Partie des ganzen Turniers nahm Juri einem bis dahin bei 100% stehenden Gegner (er hatte zwei Runden ausgelassen – eine ärgerliche Unsitte im Berliner Jugendschach) dessen einziges Remis ab.

Laurenz und Viktor schließen das Turnier mit einer positiven Punktbilanz ab. Laurenz hat sich vermutlich etwas mehr ausgerechnet. Bei seinem ernsthaften und konzentrierten Herangehen an schachliche Wettkämpfe sind jedoch bessere Ergebnisse bei den nächsten Gelegenheiten vorgezeichnet.
Viktor (Foto rechts) verlor nur gegen hoch eingestufte Gegner und erfüllte insgesamt seine Erwartungen. Vor allem in der letzten Runde gegen einen schachlich gewiss nicht schwächeren Klassenkameraden spielte er seine Vorteile in Sachen Konzentration und Fokussierung wirkungsvoll aus. Eine sehr erfreuliche Erst-DWZ wird in Kürze in den Wertungslisten auftauchen!

Bild Drei Punkte können ganz unterschiedlich sein

Jakob wird wohl mit seinem Ergebnis von drei Punkten nicht ganz zufrieden sein. Immerhin hat er aber auf der DWZ-Liste nun den ersten Tausender übersprungen. Er kann aber viel mehr erreichen, wenn er endlich ruhiger wird und erkennt, dass man während einer Turnierpartie nur eine einzige Sache zu erledigen hat: Die eigene Partie so gut wie möglich zu bestreiten.

Jan D. (Foto links) wird das Jugend-Oster-Open hingegen in die Schublade seiner erfolgreichen Auftritte einordnen. In den ersten sechs Runden war er gleich dreimal gegen eigene Teamkameraden angesetzt, holte dafür aber gegen "fremde" Konkurrenz die volle Punktzahl. Erst am Dienstag konnte er die letztgenannte Bilanz nicht halten.
Ich habe in diesen Tagen viele interessante Partien gesehen. An vieles kann ich mich gar nicht mehr genau erinnern. Jans genau berechnetes Bauernendspiel zum Sieg gegen eine Gegnerin mit mehr als 250 DWZ-Punkten Vorsprung gehört zu den schönen Erinnerungen des Turniers.

Bild Bild Getraut – Gespielt – Gewonnen

Den noch vereinslosen Spielern der fortgeschrittenen Trainingsgruppe hatte ich die Wahl zwischen zweitägigem Oster-Turnier und viertägigem Jugend-Open gelassen. Wer sich in Richtung Vereinsschach und Wertungszahl entwickeln möchte, sollte diese Chance nutzen. Zwei Spieler trauten sich den Sprung ins kalte Wasser zu und werden nun dafür belohnt. Das Wasser ist zurzeit übrigens besonders kalt, denn in den zwei Corona-Jahren war unsere sonst so überlegt aufgebaute Turnierplanung für jeden einzelnen Spieler nicht umsetzbar. Damit gingen den Schülern, die jetzt im zweiten und dritten AG-Jahr lernen, viele wichtige Erfahrungen und Leistungsschritte verloren. Nach Juri und Viktor schicken sich nun Jan und Ansgar an, diesen Rückstand aufzuholen.

Jan Sk. (Foto rechts außen) hatte schon im Winter-Open aufhorchen lassen. Jetzt führt sein Weg konsequent in unseren Partnerverein und zu einer deutlich vierstelligen Erst-DWZ.
Ansgar (Foto rechts innen) traf die Corona-Pause besonders hart. Das Jugend-Oster-Open war – ja, wirklich – sein erstes externes Schachturnier. Erst kurz vor seinem vierzehnten Geburtstag bekam er diese Chance. So war dann der Start auch etwas holprig, doch mit dem ersten (äh – nun ja – etwas glücklichen) Sieg kam das Selbstvertrauen zurück, und am Ende des Turniers stehen also drei Siege in Folge sowie eine Erst-DWZ, auf der man im Vereinstraining aufbauen kann.


Bericht und Fotos: Thomas Binder