Großes Sommer-Open 2023

Ungläubiges Staunen beim Blick auf die Ergebnislisten: Diesmal findet kein Pokal den Weg ins Haus Herderschach. Betrachtet man die diesjährigen Resultate mit etwas Abstand, muss man berücksichtigen, dass all unsere Spieler praktisch um eine Turnierkategorie "aufgestiegen" sind. Nach erfolgreichem Spiel beim Großen Open führte der Weg folgerichtig in den Partnerverein und zum Start in der BJEM-Vorrunde. Dafür sind Spieler aus den unterklassigen Opens des Vorjahres in das DWZ-fähige "Große Open" nachgerückt.
Dort haben sie ihre Sache gut gemacht, konnten freilich noch nicht ganz vorne angreifen.

Bild Bild Zwei Spieler weit vorn dabei

Mit jeweils 3½ Punkten aus fünf Runden platzieren sich Zishuo und Zhenja weit vorn. Bei Zishuo (Foto rechts) in der u12 hatten wir sogar realistische Medaillenhoffnungen. Er hielt in Runde 2 gegen den späteren Turniersieger remis, unterlag dann einem der Mitfavoriten, der hier etwas wechselhaft agierte. Dennoch hätten zwei Siege am Sonntag eigentlich zum Bronzeplatz genügen sollen. Doch die überraschende Niederlage des Top-Favoriten in der Schlussrunde sorgte dann dafür, dass sich doch drei Spieler vor Zishuo einreihten.

Die gleiche Punktzahl reichte in der älteren Turniergruppe für Zhenja (Foto links) nur zu Platz 8 bzw. Platz 6 in der u14-Wertung. Unser Spieler startete mit einem vielleicht nicht nötigen Remis, gewann dann zwei Partien und ging in Lauerposition in den zweiten Tag. Hier gab es dann leider nach wechselhafter Partie mit einem ärgerlichen Fehler die einzige Niederlage gegen den Turniersieger.

Bild Daniel in der oberen Tabellenhälfte – Dongkeon mit starkem Endspiel

Aus der Reihe unserer u12-Spieler konnte nur noch Daniel (Foto links) die 50%-Hürde überspringen. Gegen drei Spieler aus renommierten Berliner Schachvereinen siegte er überzeugend. Gegen zwei Kontrahenten aus der Spitzengruppe des Turniers war die Aufgabe noch zu schwer. Dennoch war dieses Turnier für Daniel ein Schritt voran, freilich dürfen die nächsten Schritte ruhig etwas größer ausfallen.

Bild In Erinnerung bleibt an diesem Wochenende vor allem die Letztrundenpartie von Dongkeon (u14). Dass er damit immerhin noch eine ausgeglichene Punktbilanz erreichte, ist zweitrangig. Auch über die ersten 40 Züge der Partie sollte man den Mantel des Schweigens ausbreiten. Doch wie durch ein Wunder rettete sich Dongkeon in ein chancenreiches Bauernendspiel. Wirkte er vorher fast teilnahmslos, war jetzt die Spannung mit Händen zu greifen. Man sah förmlich, wie er angestrengt alle Varianten durchrechnete. Manchmal (siehe Foto) musste er sich die Dinge wohl sogar aus der Vogelperspektive anschauen…
Jedenfalls spielte Dongkeon diese Phase bemerkenswert korrekt und gewann die Partie noch.

Bild Die abgebildete Stellung sollte nach 1.f5 noch remis enden. Mit dem Zug 1… Kg5? indes verdirbt Schwarz die Lage zum Verlust. Richtig war nur 1… Kxh5 2.Kf4 – und nun muss Schwarz den vielleicht nicht ganz intuitiven einzigen Remiszug 2… g5+ finden.
In der Partie war der König also nach g5 gegangen, und Dongkeon rechnete geduldig in jedem Zug alle Varianten durch. Er kam nun nicht mehr vom rechten Wege ab: 2.Ke4 g6 – 3.hxg6 hxg6 – 4.f6 Kh6 – 5.Kd5 g5 – 6.e6 fxe6+ – 7.Kxe6 g4 – 8.f7 Kg7 – 9.Ke7 und Schwarz gab auf.

Zwei Punkte sind aller Ehren wert

Unsere übrigen Teilnehmer kommen jeweils auf zwei Siegpunkte. Kirill verabschiedete sich erst am Sonntag aus der Spitzengruppe und musste dann auch noch gegen Zhenja antreten, der ihm früh einen ganzen Turm abnahm. Felix unterlag gegen drei Spieler aus der oberen Turnierhälfte, hinterließ in den Partien aber manch guten Eindruck. Im u12-Turnier stehen Lena und Maksim jeweils bei zwei Punkten. Gegen Spieler aus dem Tabellenkeller siegten sie souverän, die Niederlagen gab es gegen Spieler aus der erweiterten Spitzengruppe. Am Sonntag mussten beide gegen Mahdi aus dem Flüchtlingsprojekt unseres Partnervereins antreten, der ihnen mit offensivem Angriffsspiel überlegen war.
Sicher wäre auch "Spiro" auf mindestens zwei Punkte gekommen, doch musste er aus gesundheitlichen Gründen auf den Start am Sonntag verzichten.


Bericht und Fotos: Thomas Binder