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Endspiel intensiv – Folge 16
Im Quiz-Format
Schachfiguren aus der Nähe betrachtet
Dominanz über eine Figur im Endspiel
Nachschlag
Final Fun
Das Endspiel Turm und Läufer gegen Turm ist in der Turnierpraxis sehr häufig anzutreffen. Es gilt die generelle Einschätzung, dass es im Normalfall remis enden sollte. Am Brett wird diese Bewertung aber sehr oft auf eine harte Probe gestellt. Es gibt eine Menge Stellungen, in denen die Partei mit dem Läufer gewinnen kann. Diese muss man kennen und als Verteidiger vermeiden. Schließlich kann der Spieler mit der Mehrfigur risikolos auf Gewinn spielen, gerät er doch selbst bei einem kleineren Patzer nicht in Verlustgefahr.
Das Trainingsmaterial zu diesem Endspieltyp befindet sich in einem eigenen Dokument: Turm und Läufer gegen Turm
Diese Aufgaben sollen immer "vom Bild" gelöst werden – also sozusagen unter Wettkampfbedingungen ohne Zuhilfenahme von Figuren oder Computer.
Die unten folgenden Lösungen dienen nur der Kontrolle. Bitte klickt sie erst an, wenn ihr euch eine klare Meinung gebildet und für eine Antwort
entschieden habt.
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Bitte erst in die Lösungen schauen, wenn ihr euch für eine der Antworten A – D entschieden habt.
Aufgabe 1: Korczak – Binder, Berlin 2013
Aufgabe 2: Draheim – Vollbrecht, Berlin 2014
Aufgabe 3: Langer – Pölsterl, Erfurt 2013
Aufgabe 4: Rüthnick – Draewe, Berlin 2014
Die Gestaltung von Schachfiguren ist für Designer und Kunsthandwerker ein beliebtes Feld, ihre Phantasie auszuleben. Jede erdenkliche
Serie von Gestalten aus der Literatur, dem Film, der Geschichte, der Tierwelt und vielen anderen denkbaren und undenkbaren Lebensbereichen
ist wohl schon in Form eines Schachfigurensets auf den Markt geworfen worden. Hinzu kommen folkloristische Elemente aus aller Herren Ländern
und mehr oder weniger geschmackvolle Neuschöpfungen aus der Hand von Hobby-Drechslern oder namhaften Künstlern.
Sie alle haben Eines gemeinsam: Für Wettkampfschach oder auch nur ernsthaftes Training sind sie nicht gemacht.
Im Turnierbetrieb haben wir es mit wenigen standardisierten Figurensätzen zu tun, deren Namen und Herkunft zu kennen, dem gebildeten
Schachspieler nicht schlecht zu Gesichte steht.
Turnierschach wird heute praktisch nur noch mit dem Figurenmodell gespielt, das nach dem britischen Weltklasse-Spieler Howard Staunton
(1810 – 1874) benannt ist. Die Staunton-Figuren kamen um 1850 auf. Als ihr Schöpfer gelten der Engländer Nathaniel Cook und dessen
Schwager John Jaques. Staunton signierte die ersten 500 Figurensätze und setzte sich dafür ein, bei Wettkämpfen dieses Modell zu benutzen.
Es ist bemerkenswert, dass das Design der Staunton-Figuren seit über 150 Jahren nach wie vor Anerkennung findet und sich konkurrenzlos im Turnierbetrieb durchgesetzt hat. Dabei lässt es immer noch Raum für kleinere Abweichungen, wie man bei einer Internet-Bildrecherche schnell merken wird. Die englische Wikipedia listet allein 20 Springerformen auf, die immer im Rahmen des Staunton-Sets bleiben. An dieser Stelle sei auch auf die umfassende und aufschlussreiche Darstellung im Chess-Museum verwiesen.
In deutschen Schachklubs wird man hin und wieder noch mit Figuren in der sogenannten Bundesform Bekanntschaft machen. Der Name leitet
sich vom Deutschen Schachbund her, dessen Führung dieses Modell in den 1930er-Jahren propagierte. Seinen internationalen Durchbruch erlebte
es bei der inoffiziellen Schach-Olympiade in München 1936. Begreiflicherweise führten die nachfolgenden historischen Ereignisse dazu, dass
der Figurensatz bald wieder von den Schachbrettern außerhalb Deutschlands verschwand und inzwischen trifft man ihn auch hier nur noch selten an.
Unter den älteren Modellen möchte ich hier nur noch auf zwei weitere – recht ähnliche – Figurentypen verweisen. Sie sind mir im schachlichen Alltag auch bereits begegnet, können also hier und dort in der Tat noch auftauchen. Ähnlich wie bei der Bundesform gibt es auch gegen ihren Einsatz in kleineren Wettkämpfen und im Trainingsbetrieb keine Einwände, da alle Figuren deutlich unterscheidbar und erkennbar sind.
Die Regence-Figuren (Abbildung unten links) sind nach dem berühmten Kaffeehaus in Paris benannt, das im 18. und 19. Jahrhundert der Nabel der Schachwelt war. Auch heute kommen gelegentlich noch Figuren mit diesem Aussehen in den Handel. Besonders in Spanien sollen sie noch verbreitet sein.
Die St. George-Figuren (Abbildung unten rechts) entstanden im 19. Jahrhundert im gleichnamigen Londoner Schachklub.
Verblüffend häufig gelingt es, im Endspiel eine Figur – meist eine Leichtfigur – so einzusperren, dass sie völlig vom Spiel ausgeschlossen wird. Ob man sie dann auch tatsächlich erobert, ist oft gar nicht wichtig.
Das Trainingsmaterial zu diesem Phänomen im Endspiel befindet sich in einem eigenen Dokument: Dominanz über eine Figur im Endspiel
Auch heute gibt es einen Rückblick mit neuen Eindrücken auf bereits früher behandelte Themen.
In Trainingseinheit 47 haben wir bei einigen Betrachtungen zur Bauernumwandlung in Turmendspielen den bekannten Umgehungstrick gesehen.
Eine nicht ganz so offensichtliche Anwendung dieses Motivs hätte sich in der folgenden Partie ergeben können.
Giri – Ponomarjow, Dortmund 2011
In Trainingseinheit 32 beschäftigten wir uns mit dem berühmten doppelten Läuferopfer gegen die Rochadestellung des Königs. Basierend auf einer
berühmten Partie von Weltmeister Lasker fand es in der Schachgeschichte vielfach Anwendung und erfuhr manche Verfeinerung. Unlängst machte mich
nun ein Besucher unserer Homepage auf eine solche Kombination aufmerksam, die ihm 1982 gelang, ohne dass er die zahlreichen Vorgänger kannte.
Kliewe – Starck, DDR 1982
Eine wichtige Partie zum gleichen Thema gewann 1985 der englische Weltklasse-Spieler Tony Miles. Hier werden wir Zeuge einer interessanten
Abwandlung des doppelten Läuferopfers, die so oder so ähnlich in mehreren Partien zu sehen war.
Dizdarevic – Miles, Schweiz 1985
Die Turm-Springer-Zange beschäftigte uns erstmals in Ausgabe 35. Jetzt fand ich zwei weitere schöne Beispiele zu diesem Mattbild – oder ist es nur
ein Beispiel? Beide Stellungen sind in ihren wesentlichen Merkmalen spiegelbildlich aufgestellt. Es kam also wieder einmal darauf an, im richtigen
Moment ein bekanntes Motiv zu erkennen und auszunutzen.
Hart – Enders, 1936
Calbert – Balbe, Spanien 1971
Zu den klassischen Sammlungen von Schach-Kuriositäten gehört Irving Chernevs "Curious Chess Facts". Es erschien erstmals 1937 und wurde auch nach dem Tod des Autors 1981 immer wieder ergänzt und neu aufgelegt. Trotzdem haben sich einige Fehler eingeschlichen, weshalb ich ausdrücklich darauf verweise, dass ich die folgende kleine Auswahl kurioser Fakten ungeprüft übernommen habe.
Für Fragen, Kritiken und Anregungen bitte Email an mich