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Weltmeisterschaftskampf 2021
Herderschach Corona-Trainings
4x4 im Quizformat
Arabisches Matt
Zwei interessante Endspiele
Nachschlag
Final Fun
Magnus Carlsen aus Norwegen hat im Dezember 2021 erneut seinen Titel als Schachweltmeister verteidigt. Er gewann gegen den Russen Jan Nepomnjaschtschi sehr deutlich. Der auf 14 Partien angesetzte Kampf
endete bereits nach 11 Runden, weil Carlsen mit 7½ : 3½ uneinholbar vorn lag. Wir schauen in einem gesonderten Dokument auf die entscheidenden Partien und blicken etwas über den aktuellen
WM-Wettkampf hinaus.
Partie-Analysen und weitere Details entnehmt bitte dem ausführlichen Beitrag zur Schach-WM 2021.
Seit Anfang 2020 beherrschte die Corona-Pandemie unser alltägliches Leben. Auch da dieses Traningsmaterial entsteht, ist sie noch nicht ausgestanden, sind die weiteren Folgen unabsehbar. Zweimal wurden über längere Zeit auch die Schulen in Deutschland geschlossen. Der Betrieb der Herderschach-AG war nur per Fernunterricht möglich. Auf die Möglichkeit eines Ausweichens auf die Online-Server wie ''lichess'' haben wir bewusst verzichtet. So erhielten unsere Schüler Trainingsaufgaben per Email, die sie auf dem gleichen Weg beantworten sollten. Das hat gut funktioniert. Die Inhalte einer Aufgabenfolge waren immer für mehrere Wochen ausgelegt, die Schüler sollten etwa so viel Zeit dafür einsetzen, wie sie sonst in diesen Wochen in der Schach-AG und bei Turnieren verbracht hätten.
Gerne möchten wir die Materialien auf diesem Wege einem breiteren Interessentenkreis verfügbar machen. Einige Aufgaben stammen natürlich aus früheren Ausgaben des Herderschach-Trainingsmaterials und wurden hier "recycelt".
Alle nachfolgend verlinkten Aufgabensammlungen sind als PDF-Dokumente abgelegt.
Erster Lockdown (Frühjahr 2020) |
Zweiter Lockdown (Herbst 2020 bis Frühjahr 2021) |
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Während diese Ausgabe des Trainingsmaterials entsteht, ist noch nicht absehbar, ob es erneut zu einem Lockdown mit Schulschließungen kommen wird. So bleibt uns nur die Hoffnung, dass die vorstehende Aufgabensammlung zumindest aus solchem Anlass nicht fortgesetzt werden muss.
Weiter geht es im beliebten Quizfomat. Bitte löst auch diesmal die Aufgaben "vom Blatt" ohne Computerhilfe und möglichst auch ohne Schachbrett.
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Bitte erst in die Lösungen schauen, wenn ihr euch für eine der Antworten A – D entschieden habt.
Aufgabe 1: Kalis – Le May, Berlin 2021
Aufgabe 2: Nach einer Online-Blitzpartie, 2022
Aufgabe 3: Bartonek – Binder, Berlin 2022
Aufgabe 4: Anand – Mamedjarow, Norwegen 2022
Wir möchten unsere Aufmerksamkeit heute auf ein Mattmotiv richten, das gewisse Ähnlichkeit mit der bekannten
Turm-Springer-Zange hat. Hier aber sind die Mittel noch sparsamer und der Weg zum Erfolg ist weniger spektakulär.
Auf der Abbildung ist das Grundsystem zu erkennen: Weiß droht unabwendbar matt. Springer und Turm schaffen es ohne
weitere Unterstützung, auch eine Einsperrung des Königs durch eigene Steine wird nicht gebraucht. Obwohl Schwarz am
Zuge ist, hat er keine vernünftigen Züge gegen das drohende Matt.
Gelegentlich wird für dieses Matt der Begriff Arabisches Matt gebraucht. Es soll in einem dortigen
Manuskript aus dem 8. Jahrhundert beschrieben sein und war bereits mit den damaligen Spielregeln möglich.
Den Anlass für die Beschäftigung mit diesem Thema bildet eigene schmerzliche Erfahrung aus einer Online-Blitzpartie.
NN – Binder, Internet-Blitzpartie 2022
Immerhin war mir dies eine heilsame Lehre und so konnte ich wenige Wochen später den Spieß umdrehen.
NN – Binder, Internet-Blitzpartie 2022
Schauen wir noch auf zwei Ergänzungspartien aus der Schachgeschichte. Natürlich ist unser Motiv häufig zu finden.
Oft wird es mit krachenden Opfern vorbereitet und meist erscheint der Springer auf f6/f3 mit Schachgebot. Viel schwieriger
ist es aber vorherzusehen, wenn die einleitenden Springerzüge ganz unscheinbar daher kommen. Deshalb wollen wir uns
auf zwei solche Beispiele beschränken.
Die erste Partie stammt aus der Schach-Olympiade der Sehgeschädigten vom Mannschaftskampf zwischen Österreich und Dänemark.
Hammermayer – Rasmussen, Niederlande 1980
Haakonstad – Boes, USA 1985
Nach langer Corona-Pause konnte der Autor dieser Trainingsmaterialien endlich wieder ein großes Open spielen. Insgesamt recht glücklich spielte ich ziemlich erfolgreich. In zwei Partien ergaben sich lehrreiche Endspiele, aus denen wir einiges mitnehmen können – auch wenn beide schließlich anders endeten als sie eigentlich hätten ausgehen sollen.
Gegen die mehrfache Deutsche Jugendmeisterin bin ich klarer Außenseiter. Es gelang mir aber eine ordentliche Partie, und ich erreichte ein
Endspiel mit einem Mehrbauern. Allerdings kompensiert der aktivere weiße König den Minusbauern mindestens. Ich lebe seit einiger Zeit nur noch vom
30-Sekunden-Inkrement, während Weiß noch gut 10 Minuten Bedenkzeit hatte. In dieser Situation treffe ich leider die falsche Entscheidung.
Zhou – Binder – I, Berlin 2022
Die spätere Analyse zeigte, dass ich mit einem anderen Plan das Remis erreichen und Weiß sogar noch vor einige Probleme stellen konnte.
Zhou – Binder – II, Berlin 2022
In dieser Partie der letzten Runde wäre ich mit einem Remis zufrieden gewesen. In diesem Sinne hätte ich kurz vor Schluss wohl
etwas genauer in die Stellung schauen sollen.
Binder – Hofmeister – I, Berlin 2022
Wie konnte es zu dieser Fehleinschätzung kommen? Das wird klar, wenn man wenige Züge zuvor in die Partie blickt. Dort konnte Schwarz bereits
Sd2 spielen, und dort wäre das Schlagen wirklich falsch gewesen. Ungeprüft hatte ich diese Bewertung drei Züge später übernommen – zum Glück…
Binder – Hofmeister – II, Berlin 2022
Zurück zur Partie: Nach meiner vertanen Remischance konnte Schwarz selbst klar in Vorteil kommen.
Binder – Hofmeister – III, Berlin 2022
Doch in der Partie forderte das anstrengende mehrtägige Turnier bei meinem Gegner seinen Tribut. Ihm unterlief ein Blackout, und er gab nach meiner
Antwort sofort auf. Hätte er weitergespielt, hätte ich noch ein trickreiches Gewinnmanöver finden müssen.
Binder – Hofmeister – IV, Berlin 2022
Manche Themen sind einfach unerschöpflich. Die Turm-Springer-Zange ist nicht nur mit dem oben gezeigten Arabischen Matt
verwandt, sie ist auch regelmäßiger Gast hier in den Nachschlägen. Blicken wir auf eine berühmte Partie zweier Top-Spieler
ihrer Zeit.
Janowski – Schlechter, London 1899
Spektakulären Damenfang haben wir schon recht oft gesehen. Da will ich mich hier gar nicht auf einen einzelnen Fall beziehen.
Eine Partie mit beiderseitigem Damenfang ereignete sich gerade bei der Deutschen U12-Meisterschaft.
Korchynskiy – Ngyuen, Deutschland 2022
Die folgende Geschichte fehlt eigentlich in keiner Anekdotensammlung. Wir sind bei der sowjetischen Meisterschaft 1937 in Tiflis.
Der Vertreter des Gastgebers Archil Ebralidze wird den letzten Platz belegen, doch gegen den späteren Vize-Meister Ragosin eröffnet sich ihm eine überraschende Siegchance. Im letzten Zug vor der Zeitkontrolle
hat der große Favorit mit Schwarz kaum spürbaren Vorteil. Sein Turm ist angegriffen und er wird den Bauern a7 verlieren. (siehe Diagramm rechts)
Der spätere Großmeister Ragosin fand die "Lösung". 40… Tc7?? in dem Glauben, dass er nach 41.Txc7 mit Ld6+ den Turm zurück bekommt und seinen
Mehrbauern verteidigt. Sicher hat der Leser schon gemerkt, worin sein Irrtum bestand. Natürlich ist der Läuferzug gar nicht möglich, der Läufer ist gefesselt.
Es wird nun berichtet, dass das Publikum seinem "local hero" lautstark zurief. "Ebralidze, nimm den Turm". Ja – bei solcher Gelegenheit gibt
es selbst im Schach Lokalpatrioten und übereifrige Zuschauer. Doch Ebralidze unterlag wohl dem gleichen Sehfehler wie sein namhafter Gegner. Er ließ die Chance
verstreichen, nahm seinen eigenen Turm und … stellte ihn auf die fünfte Reihe.
Die Komik dieser Partie war noch nicht vorbei: Wenige Züge wurde die Partie doch noch durch das von beiden Spielern irrtümlich gesehene Motiv entschieden.
Ebralidze – Ragosin, Sowjetunion 1937
Eine ähnlich tragikomische Erfahrung – wenn auch wohl ohne Zurufe aus dem Publikum – musste der junge deutsche Top-Spieler Rasmus Svane unlängst
bei der Weltmeisterschaft im Schnellschach machen. Er hatte gegen den holländischen Weltklasse-Spieler Anish Giri eine hervorragende Partie gespielt und steht in der
links abgebildeten Stellung klar auf Gewinn. Üblicherweise hat man in solchen Damenendspielen nur die Sorge, dass der Gegner kein Remis durch Dauerschach oder Patt bekommt. Das sollte bei
einem Zeitzuschlag von 10 Sekunden pro Zug eigentlich auch in fortgeschrittener Partiephase immer möglich sein.
Doch hier passierte etwas anderes: Weiß verliert aus der vorliegenden Stellung sehr schnell – und wird sogar matt gesetzt. Man braucht schon reichlich
Phantasie, um hier überhaupt an eine Gewinnchance für Schwarz zu glauben. Doch es ist gerade in den schnellen Disziplinen eine wichtige Lehre, dass man so lange
noch irgend möglich nach allen Ressourcen Ausschau halten muss.
Svane – Giri, Polen 2021
Ähnlich wie in der Ebralidze-Partie wiederholt sich ein Motiv, das man gerade mit dem entscheidenden Zug umgehen wollte – auch wenn es hier schon im ersten
Fall kein Hirngespinst sondern eine reale Drohung war.
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