Zwei neue Schachweltmeister
Dazwischenziehen ins Schach – manchmal sinnvoll? – Teil II
Titel
4 x 4 – im Quiz-Format
Titel
Nachschlag
Nach dem überlegenen Gewinn der Weltmeisterschaft 2021 zog sich Magnus Carlsen aus dem WM-Zyklus zurück. Einmal mehr bestätigte er damit meine Vorurteile über sein arrogantes Auftreten und seine mangelnden moralischen Kompetenzen. Dessen unbenommen bleibt er auf lange Sicht der stärkste Schachspieler der Welt, ganz unabhängig davon, wer den WM-Titel trägt. Durch sein irrationales Verhalten hat Carlsen auch den Wert der FIDE-Weltmeisterschaften in Misskredit gebracht.
Im Frühjahr 2023 traf Carlsens letzter Herausforderer, der Russe Nepomjaschtschi auf den Chinesen Ding Liren. Nach ausgeglichenem Verlauf setzte sich Ding schließlich im Schnellschach-Tie-Break durch.
Anderthalb Jahre später musste er seinen Titel gegen den Inder Dommaraju Gukesh verteidigen. Der sehr junge Gukesh hatte kurz zuvor mit Indien
die Schacholympiade gewonnen und dabei am Spitzenbrett sensationell gepunktet. Bei seinen bis dahin zwei Olympiade-Starts hatte er aus 21 Partien
– meist gegen Weltklassespieler – sensationelle 18 Punkte geholt. Dabei stand Gukesh in vielen Belangen stellvertretend für den enormen
Aufschwung des indischen Schachs jener Phase.
Ding befand sich hingegen in einer schweren Formkrise und war zu Beginn des WM-Wettkampfes auf Platz 23 der Rangliste zurückgefallen.
So kam es fast schon überraschend, dass Ding den WM-Kampf bis zur letzten Partie offen hielt. Ein Remis in dieser 14. Partie hätte ihm den Einzug in die
Verlängerung garantiert. Doch in der entscheidenden Phase spielten ihm seine Nerven einen Streich. Ein schwerer Fehler des Chinesen machte den erst
17-jährigen Gukesh zum Weltmeister. Das emotionale Video der letzten Züge ging um die Welt und leistete auf seine Weise einen Beitrag zur weltweiten
Popularisierung des königlichen Spiels.
Ding Liren – Dommaraju Gukesh, Singapur 2024 (letzte WM-Partie)
In der vorigen Ausgabe des Trainingsmaterials haben wir Stellungen gesehen, in denen der Erfolg über ein scheinbar sinnloses Dazwischenziehen nach einem
Schachgebot erreicht wurde. Obwohl die betreffende Figur gleich wieder mit Schach geschlagen wird, hat sich die Stellung deutlich verbessert.
Solche Züge bleiben den Spielern sehr oft verborgen, weil man sie bei der Vorausberechnung einfach als "sinnlos" ausblendet.
Der Blogger mcie hat nun auf lichess eine Sammlung außerordentlich instruktiver Partien zu diesem Thema veröffentlicht. Leider hat er zu seinen Beispielen nicht die Namen der beteiligten Spieler benannt.
Beispiel 1
Beispiel 2
Beispiel 3
Beispiel 4
Beispiel 5
Bereits mehrmals haben wir uns mit dem sehr wichtigen Umgehungstrick im Turmendspiel beschäftigt.
Dem aktuell besten deutschen Spieler Vincent Keymer gelang bei einem wichtigen Turnier eine sehr sehenswerte Anwendung dieses Motivs. Sie ist vor allem deshalb
interessant, weil der Umgehungstrick hier nicht so offensichtlich auf der Hand liegt, wie in vielen Lehrbeispielen.
Keymer – Xiong, Usbekistan 2025
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