Naturgemäß sind unter den uns erhalten gebliebenen Belegen sehr viele Quittungen für alltägliche Ausgaben aus dem Vereinsvermögen erhalten. Mit großer Akribie haben unsere Kassenwarte die Verwendung selbst geringster Beträge dokumentiert. Wenn man heute darauf blickt, erhellen sie uns einen Eindruck vom Alltag des Schachvereins und des Lebens "drumherum" in längst vergangenen Zeiten. Aus der Fülle des Materials können wir nur wenige Schnappschüsse präsentieren.
Links: Quittung über den Erwerb von Preisen für Vereinsmeisterschaft und Blitzmeisterschaft 1955. Neben den (recht teuren) Urkunden und einigen
Schachbüchern sind ein Blitzgerät, Schokolade, Zigaretten und eine silberne Zigarettenspitze erwähnt. Eine ähnliche Abrechnung für das Folgejahr ist auf der
Seite zur Vereinsmeisterschaft 1956 erhalten.
Rechts:
In vielen Erinnerungen älterer Schachfreunde wird immer wieder wehmütig der geselligen Vereins-Vergnügen gedacht. Solche "Tanzkränzchen" und ähnliche
Veranstaltungen wurden früher mit großem Aufwand organisiert, aber auch von den Mitgliedern und Ihren Gattinnen mit großer Freude angenommen. Aus den noch
vollständig vorliegenden Abrechnungen der 1950er Jahre sei jene von 1956 wahllos herausgegriffen.
Sie zeigt, dass sogar eine Tanzkapelle ("Kapelle Mette") engagiert wurde. Die Kosten für Personal (im Siemens-Klubhaus), Bewirtung, Kapelle und Präsente
waren aus den Eintrittskarten nur knapp zur Hälfte gedeckt und wurden durch einen Zuschuss aus der Vereinskasse beglichen.
Die Abrechnung zeigt auch, dass immerhin 79 Personen anwesend waren, die je 1,50 Mark gezahlt hatten. Überraschend gering fällt da der Posten "Bewirtung"
aus. Offenbar zahlten die Gäste zusätzlich noch selbst für Speis und Trank.
Auch aus dem Folgejahr ist die Abrechnung erhalten. Die "Kapelle Mette" muss jedenfalls gefallen haben, wurde sie doch erneut engagiert (sogar zu etwas
höherer Gage) und die Beteiligung hatte sich mit 91 zahlenden Teilnehmern weiter verbessert.
Links: Kleine Preise mussten immer wieder erworben und dokumentiert werden, so auch 1970 als der vermutlich kostengünstige "Beamten-Einkauf" genutzt
wurde.
Rechts:
Und auch die ganz kleinen Dinge des Alltags kosten Geld, über dessen Verwendung der Vorstand den Mitgliedern Rechenschaft und gewissenhafte
Buchführung schuldet. So wissen wir noch heute zu belegen, dass Dietrich Frische 1953 vierzig Briefumschläge im Wert von je 2 Pfennig erwarb, um Einladungen
an die Schachfreunde zu versenden. Wir können sicher sein, dass sich auch für die verwendeten Briefmarken noch Belege finden lassen.
In der Zeit des bargeldlosen Zahlungsverkehrs macht man sich kaum noch Gedanken, wie so etwas Banales, wie ein Zeitungsabonnement früher abgewickelt wurde.
Das Geld wurde durch den zustellenden Postbeamten eingezogen, wozu dieser allerdings den Empfänger erst einmal zu Hause antreffen musste. Das linke Bild
zeigt die aufwendige Quittung eines solchen Bezahlvorgangs durch den "einziehenden Beamten". Die Quittung endet mit dem Hinweis auf den "Schluß des
amtlichen Teils". Kein Wunder – wurde doch die Rückseite für Reklame (in diesem Fall für Kaffee, an anderer Stelle Honig, Haushaltsgeschirr oder eine
Versicherung) genutzt. Eine frühe Form des Sponsorings der staatlichen Post durch private Unternehmen…