Bild Manfred Leu – die personifizierte SG Siemens

Bild Niemand hat diesen Verein über einen vergleichbar langen Zeitraum so entscheidend durch seine Persönlichkeit geprägt, wie Manfred Leu. 1953 trat er im (für damalige Verhältnisse sehr jungen) Alter von 15 Jahren dem Verein bei. Später wurde Manfred nicht müde zu betonen, er sei eigentlich schon länger dabei gewesen – "…aber sie haben mich erst aufgenommen, als ich stark genug war, in der Mannschaft zu spielen."
Es fällt heute schwer, in Worte zu fassen, was Manfred für die SG Siemens und die SF Siemensstadt geleistet hat. So wollen wir zunächst eine Anleihe bei unseren Vorgängern nehmen, die ihn 1973 mit folgenden rührenden Worten würdigten:
"Dem Schachkameraden Manfred Leu wurde für eine über 15jährige Spielleitertätigkeit vom Vorstand ein Schachfigurensatz Büffelhorn mit ansprechender Kassette ehrend übergeben. Aus dem Mitgliederkreis kam die Anregung dazu und eine Spende allgemeiner Beteiligung. Beispiele für eine durchgängig vorbildliche Spielleiterbetreuung lassen sich gewiss nicht viele finden. Wir haben das Glück, solcher Beispielhaftigkeit teilhaftig zu sein. Wir anerkennen und danken in ehrlicher Einstimmigkeit."

Fast 5 Jahrzehnte im Dienste der Gemeinschaft

Bild Auch wenn obiges Zitat auf das Jahr 1958 hindeutet, belegen die Protokolle, dass Manfred 1960 zum Spielleiter gewählt wurde. Er mag sich – und es würde seinem Naturell entsprechen – schon vor dieser Wahl so sehr für die Schachfreunde engagiert haben, dass man ihn bereits zuvor als Spielleiter wahrnahm.
Unterbrochen von einem kurzzeitigen Rücktritt und 3 Jahren als Vereinsvorsitzender (1979 – 1982) füllte Manfred das Amt unseres Spielleiters aus. Nein – er füllte es nicht einfach aus – er definierte es neu.
Sein Wirken ist mit einer Kultur der Tätigkeit als Spielleiter verbunden, die weit über das Sportliche hinaus ging und die auch für kommende Funktionärsgenerationen beispielhaft ist.
Es war ihm selbstverständlich, dass er an jedem Vereinsabend als Erster in den Räumen war, die Bretter aufbaute, Kaffee und andere Getränke vorbereitete (die er eigenhändig herangeschafft hatte) und am Ende des Tages als Letzter für Ordnung sorgte. Weit nach Mitternacht trat er in der Regel den Heimweg an.

In überzeugend gelebter Bescheidenheit stellte Manfred seine persönlichen Belange hinten an. Bis zur Erschöpfung opferte er sich für seine Schachfreunde auf. Der Erfolg des Vereins und der stille Dank der Kameraden waren ihm der schönste Lohn der Arbeit – wichtiger als symbolische oder materielle Ehrungen.

Bild Als jederzeit korrekter und unbestechlicher Schiedsrichter erwarb sich Manfred Leu großes Ansehen über den eigenen Verein hinaus. Die von ihm organisierten Gruppen der Berliner Einzelmeisterschaft besaßen den legendären Ruf einer zuverlässigen Durchführung, wobei er sich ganz in den Dienst der Teilnehmer stellte.
Manfred gehört auch zu den Initiatoren des Westpokals und war lange Jahre dessen Turnierleiter.

Manfred Leu vertrat unseren Verein im Vermittlungsausschuss, dem obersten Schiedsgericht des Berliner Schachverbandes. Es ist bezeichnend für ihn, dass er seine Tätigkeit beendete, als in diesem Gremium Schachpraktiker immer mehr durch Juristen verdrängt wurden, schachlicher durch juristischen Sachverstand ersetzt wurde. Das war nicht seine Welt…

Zu den vielen Facetten seines unermüdlichen Schaffens gehört es, dass wir große Teile des gewissenhaft geführten Vereinsarchivs heute Manfred verdanken. Seine Arbeit ist uns auch auf diesem Gebiet Verpflichtung, sie in seinem Sinne fortzusetzen.

Der Schachspieler

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Manfreds Handschrift prägt unseren Verein
buchstäblich bis heute.

Manfred Leu hat die eigene Schachkarriere immer in den Hintergrund gestellt, wenn es galt für die Gemeinschaft der Schachfreunde da zu sein.
Zeitweise hat er sich ganz des Wettkampfspiels enthalten und nur selten hat er in der 1. Mannschaft gespielt. Ja – er scheute sich nicht, in die unterste Klasse auszuweichen, als es galt einer dritten Mannschaft mit jungen Spielern organisatorischen Halt zu geben.
Sein schachliches Können ist unbestritten, davon konnte und musste sich auch der Autor dieser Zeilen immer wieder überzeugen. Manfred gewann je einmal die Vereinsmeisterschaft (1968), den Pokal (1972) und das Weihnachtsturnier (1991). Es ist unstrittig, dass ihm weit mehr Titel sicher gewesen wären, wenn er sich statt der Organisation ganz auf das eigene Spiel hätte konzentrieren können.

Seinen vorerst letzten von vermutlich nahezu 400 Einsätzen in der BMM absolvierte Manfred am 30. April 2006 bei der zentralen Endrunde im Hotel Estrel. Aus Achtung vor seinem Gesamtwerk kam er noch einmal in der 1. Mannschaft zum Einsatz und erkämpfte in einer denkwürdigen Partie über 5 Stunden ein wertvolles Remis.

Der Ehrenvorsitzende

Im Februar 2006 legte Manfred Leu sein Amt als Spielleiter nieder. Es entspricht seinem Wesen, dass er auch hier nichts dem Zufall überließ. Lange im Voraus hatte er seinen Abschied angekündigt und einen jungen Nachfolger aufgebaut.
Die Mitglieder des Vereins wählten ihn einstimmig zum Ehrenvorsitzenden der Schachfreunde Siemensstadt auf Lebenszeit.

Die Bilder auf dieser Seite zeigen Manfred ca. 2005 als Spieler und Turnierleiter. Das Foto von 1981 wurde bei einer Reise des Vereins nach Kiel und Dänemark aufgenommen.


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