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Nach einem spannenden Turniertag kehrt unser Quartett mit achtbaren Ergebnissen im Mittelfeld des Kleinen Sommer-Opens zurück.
Beim Formulieren eines Fazits bin ich zwiegespalten. Das Spielniveau dieses Turniers, welches ja die Einstiegsstufe in die Turnierwelt
der Berliner Schachjugend darstellt, war heute spürbar besser als bei früheren Austragungen.
Als Beobachter unserer Kinderschachszene freut man sich darüber natürlich. Allerdings muss ich kritisch anmerken, dass dieser Anstieg der Spielstärke auch(!) mehreren Spielern zu danken ist, die in einem Einsteigerturnier deplatziert wirkten. Bisher war es konsequente Linie der Organisatoren, dass Spieler nach einem Podestplatz nicht noch einmal in der gleichen Turnierkategorie antreten sollten. Diese Regel wurde aktuell ausgesetzt, so dass der Zweitplatzierte des sogar höherwertigen Großen Sommer-Opens vor drei Wochen auch im Kleinen Sommer-Open antreten konnte. Auch der Start einer Spielerin aus dem Siegerteam der Norddeutschen u12w-Meisterschaft, deren DWZ die in der Ausschreibung mit "ca 800" angegebene obere Grenze um fast 200 Punkte überschreitet, befremdet doch sehr.
"Billig" verdiente Pokale und Medaillen sind unsere Sache nicht. So wurden viele aussichtsreiche Spieler diesmal ins Große Open delegiert, während heute vier Spieler mit noch deutlich geringerer Erfahrung ihre Chance erhielten.
Unter den genannten Umständen konnten wir leider nicht in den Kampf um die Pokale eingreifen. Statt dessen boten unsere vier Spieler ein geschlossenes Bild mit etwa gleichrangigen Ergebnissen im Rahmen der Erwartungen. Beeindruckend war ihre Spielfreude und Begeisterung, die über den anstrengenden Tag mit fünf Runden in schneller Taktung nie nachließen.
"Primus inter pares" war nicht ganz unerwartet Timur (Foto rechts). Er gewann in den ersten drei Runden nach starken Partien, besiegte dabei die spätere Tabellenfünfte, die nur diese eine Partie verlor. In den Runden vier und fünf traf Timur auf zwei der späteren Medaillengewinner, hielt jeweils sehr lange auf Augenhöhe mit und unterlag erst spät gegen die deutlich erfahreneren Spieler. Beide Partien waren sehr lehrreich. Platz sieben mit der zweithöchsten Buchholz-Wertung des ganzen Feldes gehört auf jeden Fall in die Kategorie "unter Wert geschlagen".
Konstantin platzierte sich noch unter den Top-Ten. Auch er unterlag nur Spielern aus der Spitzengruppe. Bezüglich Konzentration und Ausdauer in langen Partien
eifert er schon jetzt seinem älteren Bruder nach, wie nebenstehendes Foto wohl ganz eindrucksvoll vermittelt.
Auch Bjarne (Foto rechts außen) unterlag nach seinem Auftaktsieg dem Tabellendritten – Pieter Strijbis hatte heute einen intensiven und für ihn erfolgreichen Herderschach-Tag.
In Runde drei erwarteten dann alle wieder einen vollen Punkt von Bjarne. Er spielte eine überragende Partie, stand bereits klar auf Gewinn und hätte im nächsten Zug
auch noch die Dame per Abzugsschach einkassieren können. Dass er diese Chance verstreichen ließ, brachte unseren jungen Spieler etwas aus dem Gleichgewicht, und die Partie
ging noch verloren. In den beiden letzten Runden konnte sich Bjarne aber mit weiteren Siegen noch genau in die Tabellenmitte spielen. Allerdings fielen gerade diese beiden
Erfolge doch viel zu leicht.
Dass bei Lennard (Foto rechts innen) nur zwei Punkte in der Tabelle stehen, bedeutet keinen Leistungsunterschied zu unseren übrigen Spielern. Seine Niederlagen ergaben sich durchweg gegen Spieler aus etablierten Berliner Schachvereinen. Er konnte auch mit diesen Spielern gut mithalten, lieferte ihnen lange und spannende Kämpfe. Kurios endete Lennards Partie in der Schlussrunde. Er hatte klar überlegen gespielt und setzte den Gegner nun "Fast-Matt". Der einzige Abwehrzug hätte im en-Passant-Schlagen bestanden. Das hatte der Spieler aber auch nach Bekunden seines AG-Leiters noch nicht gelernt. So ergab sich eine quälend lange Phase, in der niemand so richtig wusste, was eigentlich zu tun ist… OK – ich hoffe, man versteht den "Wink mit dem Zaunpfahl", nur regelsichere Kinder zu Turnieren zu entsenden. Immerhin waren wir hier in der Altersklasse u12. Nebenan spielte (ja, wirklich) die u6 – da hätte man das noch verstanden.
Bericht und Fotos: Thomas Binder