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"Elf Freunde müsst ihr sein" – dieses Zitat wird oft einem Fußballtrainer in den Mund gelegt, dessen Name an der Sportschule in Karlsruhe
allgegenwärtig war. Vielleicht ließen wir uns ja davon inspirieren, als die Delegation zur diesjährigen Deutschen Meisterschaft in der Königsklasse
zusammengestellt wurde. Neben sieben jungen Schachsportlern, die ein menschlich perfekt harmonierendes Team bildeten, standen gleich vier Akteure als
"Team hinter dem Team". Während sich die beiden AG-Leiter um die organisatorischen Fragen und die Internet-Berichte kümmern wollten, standen uns mit
Kai und Aram zwei Herderschach-Legenden und DSSM-Starter früherer Jahre als hochkarätige schachliche Berater zur Seite.
Allerdings erwies es sich als Glücksfall, darunter auch einen Medizin-Studenten zu wissen, denn eine unerwartete Herausforderung bestand darin, zu jeder Runde
sechs völlig gesunde Spieler an die Bretter zu bringen.
Dem Anspruch einer Königsklasse wurde die WK-II-Meisterschaft auch im Umfeld gerecht. Die idyllisch gelegene Sportschule Schöneck bietet Hotel-Komfort statt Jugendherberge. Der Blick aus dem Fenster gibt da nur einen kleinen Vorgeschmack. Das Ambiente hebt dieses Turnier auch äußerlich auf ein anderes Level als die jüngeren Altersklassen. Die zahlreichen Sportstätten konnten in der Freizeit genutzt werden. Davon machten unsere Spieler gerne Gebrauch, auch wenn es für Joachim auf Krücken und mit geschientem Knie endete. Von solchen Widrigkeiten ließ er sich allerdings nicht stoppen, in seiner letzten Schulschach-Partie die 100 Einsätze für das Herder-Gymnasium komplett zu machen.
Hervorzuheben sind schließlich die umsichtige Organisation durch Timo Lindl und sein Team aus Neureut sowie der jederzeit Ruhe und Souveränität ausstrahlende Schiedsrichter Yigit Ünsal.
Die unbestechlichen Zahlen lügen nicht: Wir haben unser Platzierungs-Ziel "mindestens Setzposition" um zwei Ränge verpasst. Dennoch hält sich die Enttäuschung in Grenzen.
Auch schachlich war das Attribut "Königsklasse" nicht übertrieben. Das gilt in der Spitze wie in der Breite.
Selbst Mannschaften aus dem unteren Drittel der Setzliste konnten gut mithalten und die Favoriten anspruchsvoll fordern. Zudem hatten einige Schulen die nach unten offene
Altersskala genutzt und sich auf dieses Turnier konzentriert.
Ein Brett-für-Brett-Vergleich relativiert zudem die Setzliste an vielen Stellen. Wir sind zwar traditionell sehr ausgeglichen besetzt, doch darin waren uns hier noch
manche Gegner voraus.
Wir haben sportlich nicht enttäuscht. Bis zur letzten Runde konnten wir auf einen Medaillenplatz oder einen der großen Pokale (bis Platz 5) hoffen.
Die drastische und an einigen Brettern widersinnige Niederlage in der Schlussrunde darf den Blick dafür nicht trüben, zeigt aber schonungslos unsere Schwächen auf.
Fast immer dann, wenn es galt, das letzte Momentum zu nutzen, um eine vorteilhafte Partie zu gewinnen oder einen ausdauernden Widerstand mit (mindestens) einem halben Punkt zu belohnen,
gerieten wir noch ins Straucheln. Manche Niederlage war der Zeitnot und den dadurch entstehenden Fehlern geschuldet. Da erzeugen zehn Sekunden Inkrement dann auch eine trügerische
Sicherheit. Wenn eine unerwartete Wendung der Partie eintritt, sind zehn Sekunden schnell verstrichen.
… und natürlich haben sie Herderschach-intern schon lange Legenden-Status. In Karlsruhe übersprangen beide die 100-Team-Partien-Marke. Coco hielt sich zudem
trotz enorm starker Konkurrenz in den Top-Ten unserer AG-Geschichte mit 81,6% Punktausbeute (86½ aus 106). Blicken wir nur auf Deutsche Meisterschaften, sind beide
jetzt unsere Rekordspieler mit 32 Partien, Coco zudem Rekord-Punktegarantin mit 22½ Punkten bei ihren vier DSSM-Starts.
Unsere besten Wünsche begleiten beide für den Start in die nächsten Projekte ihres Lebens. Möge das Schachspiel dabei nicht ganz aus dem Blickfeld geraten!
Die Spieler aus unserem Partnerverein erfüllten unsere Erwartungen weitgehend. Für mehr Punkte fehlte es hier und da noch an Erfahrung und Wettkampfhärte. Gerade an diesen Brettern waren viele Gegner individuell stärker besetzt – nicht in unerreichbarer Ferne, aber eben doch so, dass es ausreichte, die entscheidenden Punkte zu holen. Dabei gab es auch immer wieder Partien, in denen unsere Spieler ihre Stärken ausspielen konnten.
Insgesamt haben wir mit diesem 7. Platz einmal mehr die Zugehörigkeit zur Spitzengruppe des deutschen Schulschachs bestätigt. Der Abstand nach vorn ist nicht groß. Nur vier Mannschaften hatten am Ende eine höhere Buchholz-Wertung. Wir unterlagen nur gegen die Teams auf den Plätzen 1, 2 und 4. Keiner unserer Gegner rangiert am Ende im unteren Tabellenviertel. Gegen den Setzlisten-Nachbarn aus Sachsen lieferten wir eine reife Leistung ab. Jede Runde in dieser Form zu spielen, gelang leider noch nicht.
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Wenn man diesen Text bei lichess liest, weiß man, dass man bei einem Schachturnier ist… | |
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Gegen das Maskottchen der Neumarkter waren wir schon 2023 in Kassel chancenlos. |
… während dessen im Trainerraum. Und – nein, die Person rechts im Hintergrund hatte nicht direkt mit der DSSM zu tun. |
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Blick in den Haupt-Turniersaal: Großzügige Spielbedingungen für die stärkeren Mannschaften. Wir sitzen in Reihe 2. |
Der optisch schönere Spielraum blieb den unteren Brettern vorbehalten. |
Bericht und Fotos: Thomas Binder, Fotos auch von der Ausrichterseite