Bild Unser Team in der WK-IV 2025

Die DSSM 2025 der WK-4 reiht sich würdig unter unseren erfolgreichsten Turnieren ein. Es ist uns erneut gelungen, die Setzlistenerwartung zu bestätigen – mehr noch: Nach einem aufregenden Wochenende steht die achte DSSM-Medaille für das Haus Herderschach zu Buche. Wir gewinnen Silber hinter dem hoch überlegenen Titelverteidiger vom Käthe-Kollwitz-Gymnasium. Der Doppelsieg ist ein schöner Erfolg für unsere Stadt. Schon 2022 (WK-II) und 2017 (Grundschulen) gab es Gold und Silber für Berlin – eindrucksvoller Beleg für die Qualität des Berliner Schulschachs.
Die Prenzlberger sind nochmals um ein Jahr gereift, waren eine Klasse für sich. Sie gewannen alle Mannschaftskämpfe und gaben ganze neun Brettpunkte ab. Wenn sie dabei trotzdem keinen Brettpreis gewannen, spricht das nicht gegen die Spieler, sondern für die Ausgeglichenheit ihres Teams.

Wir sind also "Best of the Rest". Hinter diesem Meister ist das ein Riesenergebnis. Dabei setzten wir uns gegen eine Reihe gleichwertiger Gegner durch. Wir profitierten neben den eigenen Stärken auch davon, dass sich die Konkurrenz gegenseitig die Punkte wegnahm und dass einige Teams überraschend im Konzert der "Großen" mitspielten. Stellvertretend seien Dortmund (von Platz 15 der Setzliste auf Rang 5 gekommen und dabei ungeschlagen!) sowie Hochrad (von Startrang 13 ans Spitzenbrett der letzten Runde) genannt.
Wenn man in diesem wilden Kampf um zwei Medaillen den Kopf oben behält, ist der Silberplatz mehr als verdient.

Von Runde zu Runde – von Tag zu Tag

Wir absolvierten den schweren ersten Tag mit den vom Betreuer vorgegebenen 6:2 Mannschaftspunkten, hatten leider schon in Runde 3 gegen den Meister anzutreten. Dann kam der verflixte zweite Tag, der uns schon bei früheren Turnieren einige Sorgen gemacht hatte. Das 2:2 gegen Dortmund erschien zu dieser Zeit noch als Misserfolg, doch die Westfalen zogen ihr starkes Turnier auch in der Folge durch. Gegen keinen anderen Gegner waren sie so nah an der Niederlage, retteten sich nur durch grenzwertiges Zeitspiel am Spitzenbrett.
Nach einem Pflichtsieg in Runde 6 gab es für uns dann gegen die hoch eingeschätzten Vertreter der Schiller-Stadt Marbach eine nicht ganz unerwartete Niederlage. Die Medaille schien in weiter Ferne.

Bild Doch am letzten Tag gelang uns die erhoffte Steigerung: Nach dem Erfolg gegen Braunschweig wartete der Showdown gegen das Christianeum Hamburg. Vor einem Jahr hatten wir gegen die Hansestädter keine Chance, mussten ihnen sowohl im direkten Duell als auch in der Tabelle den Vortritt lassen. Jetzt konnten wir mit einer konzentrierten Leistung das Blatt wenden. Beide Mannschaften hatten sich nur auf einer Position umbesetzt, doch diesmal gingen Matchsieg und Silberpokal an uns.

Was hat unser Team – übrigens sechs Spieler aus sechs Vereinen – diesmal so stark gemacht? Es war sicher die Fokussierung aller Schüler auf das gemeinsame Ziel. Unsere Spieler brachten ihr schachliches Können auf den Punkt ein, und bei der Rotation am vierten Brett bewiesen die Trainer auch meist ein glückliches Händchen.
Die beeindruckendste Beobachtung war aber, wie wir mit Rückschlägen umgingen. In zwei Mannschaftskämpfen lagen wir schnell zurück und gewannen doch noch, weil alle ruhig blieben und die "Jetzt kommt es erst recht auf mich an"-Einstellung fanden. Diese Qualität hat schon manchem Herder-Team gefehlt.
Individuelle Durchhänger – so bei Helena in der Mitte des Turniers – wurden weg gesteckt, und man kam wieder in die Erfolgsspur.

Von Brett zu Brett

Justin (Foto links oben) holte bei vergleichbarer Konkurrenz deutlich mehr Punkte als im Vorjahr. Brett 1 ist nicht der Platz für brillante Glanzpartien. Hier muss man gegen starke Einzelkönner der anderen Schulen bestehen. Das ist ihm noch besser gelungen als vor einem Jahr. Dabei ist es offensichtlich, dass ihm die Bedenkzeit von 30 Minuten überhaupt nicht entgegenkommt. Oft ging noch zu viel Zeit verloren, wenn er verzweifelt nach einem Gewinnplan suchte. Beeindruckend war hingegen seine Klasse im Endspiel. Ärgerlich blieb vor allem die Niederlage gegen Dortmund, als er es nicht vermeiden konnte, dass der Gegner ihn in aussichtsloser Stellung "über die Zeit hob". Dafür sicherte Justin dann mit einem schön erarbeiteten Remis in der Schlussrunde den Medaillengewinn ab.

Bild Helena (Foto links) war schon im Vorjahr ein Erfolgsgarant. Das kann man jetzt uneingeschränkt wiederholen. 6 Punkte aus 9 Runden sind an Brett 2 hervorragend. Dass die drei Niederlagen in direkter Folge passierten, stellte die zusätzliche Herausforderung, sich aus diesem Tief wieder heraus zu spielen. Wer von den Jungs hätte das geschafft?

Bild Endlich wieder ein Brettpreis für uns bei der DSSM! Die Aufzeichnungen dazu sind zwar nicht vollständig, doch so viele waren es noch nicht. Leonhard startete mit sechs Siegen, spielte zudem gegen den alten und neuen Meister einen unserer schönsten Angriffe des Turniers. Die Partie ist ein schönes Beispiel seines selbstbewussten Auftretens. In der abgebildeten Stellung leitete Leonhard mit 31.gxh5 Lxh3 32.hxg6 Dg7 33.gxf7+ den gewinnbringenden Schlussangriff ein.
Zudem war er ein vorbildlicher Kapitän, der sein Team jederzeit "im Griff" hatte.

Für das vierte Brett war von vornherein eine Rotation der drei verbleibenden Spieler vorgesehen. Leider fand Konstantin überhaupt nicht ins Turnier. Nach zwei Niederlagen im DSM-Open ging auch der erste Team-Einsatz schief. Später konnte er auch seine zweite Chance in der Mannschaft nicht nutzen. Immerhin hielt sich Konsti im Open mit vier Siegen in Folge schadlos und kam dort noch in die Spitzengruppe.
Dass die Trainer an Brett 4 oft die Qual der Wahl hatten, lag aber zuerst daran, dass sich Bjarne und Ferris in Top-Form und bester Spiellaune befanden. Ferris überstand zwei mega-aufregende Partien, wurde mit der enormen Belastung fertig, dass zwei ganz wichtige Mannschaftskämpfe an seinem Ergebnis hingen. Im Open konnte er sich gleich fünfmal regelrecht austoben, gewann dort jede Partie.
Bjarne kam wie im Vorjahr von der zweiten Ersatzposition und war erneut immer da, wenn er gebraucht wurde: Besonders sein Sieg im Duell mit Dortmund war wichtig. Dass noch einige Partien aus bereits klar vorteilhafter Stellung kippten, wird er richtig einordnen und daraus lernen.

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Leonhard Konstantin Ferris Bjarne

Bericht und Fotos: Thomas Binder

Lesen sie weiter in Teil 2 dieses Berichtes.