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Natürlich kehren wir auch von diesem Herbst-Open mit einer reichen Medaillenausbeute zurück. Der Jubel ist freilich nicht bei allen Erfolgen gleich laut. Auch die schachlichen Leistungen entprachen nicht immer den Ansprüchen unserer Teams.
Vor dieser Wahl standen viele Berliner Jugendspieler an diesem Wochenende. Dass sich die meisten für die Lange Nacht der Mathematik entschieden,
führte zu ausgedünnten Starterfeldern beim Herbst-Open im Andreas-Gymnasium. Wer ein Faible für beide Welten hat, entscheidet sich verständlicherweise
für das spektakulärere Mathe-Event. Ärgerlich nur, dass man dies durch einen einfachen Termintausch von Kinder- und Jugend-Open hätte vermeiden können.
Dass es dennoch ein Langes Schach-Wochenende wurde, lag wieder einmal daran, dass unsere Spieler die Bedenkzeit auskosteten. In praktisch jeder Runde
spielten wir die längsten Partien. Am Sonntag waren es die letzten drei Partien des ganzen Turniers, und am Samstag hatten Datha und seine
Drittrunden-Gegnerin die Aula für mehr als eine halbe Stunde für sich.
Lange musste Maksim (Foto rechts) auf diesen Erfolg warten. Im vierten Schachjahr hat er nun seine erste Medaille errungen: Bronze in der u14-Wertung. Dabei war das u14-Feld durchaus zahlen- und leistungsmäßig stark besetzt, so dass sich diese Medaille würdig in unsere eindrucksvolle Erfolgsbilanz einreiht. Maksim spielte wie immer ruhig und konzentriert. Er unterlag nur gegen den Turniersieger seiner Altersklasse. Auch das war nicht nötig. Maksim kam mit einem Mehrbauern ins Doppelturm-Endspiel. Ferdinand gelang es aber, beide Türme auf die siebente Reihe zu bringen. Jetzt fand Maksim leider nicht den richtigen Plan. Aufgabe des Mehrbauern mit Abtausch eines Turmes hätte ein Remis garantiert. Seine pseudo-aktive Spielweise hingegen war zum Scheitern verurteilt. Das Remis in Runde 2 gegen einen Spieler mit vierstelliger DWZ hingegen zeigt, dass Maksims Platz auch weiterhin in stark besetzten Turnieren sein wird.
Die Medaillen für Konstantin (Silber u18 unter zwei Teilnehmern) und Felix (Bronze u16 unter vier Teilnehmern) sind einer Kuriosität des
Reglements zu danken. Beide Spieler hatten beim Sommeropen schon Medaillenplätze belegt. Die Regularien der Berliner Schachjugend sehen vor, dass man dann in
ein höherwertiges Turnier oder in eine höhere Altersklasse wechseln muss.
So weit ist das alles sinnvoll. Es verpufft aber, wenn dann die Altersklassen u14 bis u18 in einem gemeinsamen Turnier mit getrennten Wertungen spielen.
Hätte man nämlich Felix und "Spiro" in ihren jeweils altersgerechten Kategorien gewertet, so hätten sie schlechtere Plätze belegt…
Neben der kuriosen Medaillenvergabe stellt sich angesichts der schon länger sehr überschaubaren Startlisten ohnehin die Frage, ob man die Jahreszeiten-Opens überhaupt für die Altersklassen oberhalb der u14 öffnen muss.
Dass die gleiche Regel auch nützlich sein kann, um talentierte Spieler durch höherwertige Turniere herauszufordern und ihre schachliche Entwicklung damit zu
beschleunigen, war in der Klasse u12 zu sehen. Gleich drei unserer Spieler "mussten" hier vom Kinder-Open zum Jugend-Open wechseln. Am besten bekam die
Höhenluft erwartungsgemäß Kundana (Foto links). Mit drei Punkten zeigte sie, dass sie natürlich schon länger auf diese Turnierstufe gehört.
Doch auch Aryan (Foto rechts, hoffentlich bei der Rochade) fand sich in der anspruchsvolleren Umgebung und mit der längeren Bedenkzeit sehr gut zurecht. Er verlor nur eine Partie, gewann einmal und
beendete das Turnier mit drei langen Remispartien. Gerade dort zeigte Aryan seine Kampfstärke und Zähigkeit im Verteidigen schwieriger Stellungen.
Bhavadeep pendelt zwischen den verschiedenen Turnierklassen. Glaubte man nach dem Kinder-Herbst-Open an einen nachhaltigen Durchbruch, waren die Leistungen
jetzt wieder zu instabil, um mit den beiden anderen Aufsteigern mithalten zu können.
Von Konstantin und Felix war schon die Rede. Je 2½ Punkte sind ein ordentliches Ergebnis. Für den Sprung nach oben müssen sie den gleichen Ideenreichtum wie im Angriffsspiel
auch in der Verteidigung zeigen.
Mit je zwei Punkten folgen Datha (Foto rechts) und Yehor. Yehor konnte auch bei seinem zweiten Turnier überzeugen und findet immer besser seinen Platz in
unseren Turnierteams. Datha hatte mal wieder zwei unterschiedliche Turniertage. Zwei Siege am Samstag, darunter jene fast dreistündige Partie am frühen Abend, ließen noch alle
Chancen offen. Am Sonntag gelang dann kein Punktgewinn mehr. Gerade die letzte Partie zeigte den in diesen Tagen bei vielen Spielern sehr unterschiedlichen
Stand der Angriffs- und Verteidigungskünste.
Der Schiedsrichter lobte bei der Siegerehrung ausdrücklich das gezeigte Spielniveau. Dieser Einschätzung kann ich nicht so ganz global zustimmen. Da scheinen unsere
Ansprüche doch zu differieren. Aber immerhin unter dem Trainingsaspekt gab es viel Lehrreiches zu sehen. Allein die gezeigten Irrungen und Wirrungen im Endspiel
könnten ein einschlägiges Lehrbuch füllen.
Unser Beitrag dazu wäre das Endspiel von Felix aus der vorletzten Runde. In der links außen abgebildeten Stellung gilt es zu erkennen, dass Schwarz nach 1… Kxc2
2.Kxe3 Kc3 usw. gerade noch rechtzeitig kommt, um den weißen König vor seinem verbleibenden Randbauern einzusperren. Felix ließ diese Chance ungenutzt verstreichen.
Nach 1… e2?? 2.Se1+ Kd2 fand man sich in der links innen gezeigten Position wieder. Hier einigten sich die Spieler auf Remis, weil Weiß nicht erkannte, dass man mit 3.Kf2 Kd1
4.Sf3 eine Zugzwangstellung erreichen kann, wonach der schwarze Freibauer verloren geht.
Bericht und Fotos: Thomas Binder